von Jolissa Rusin.
Autorin Jolissa Rusin befragte den 22-jährigen, ursprünglich aus Dargun stammenden, Lehramsstudenten Matthias Voigt, der während der Pandemie neben einem nervenaufreibenden Umzug, aggressiven Einkäufern, geklauten Fahrradteilen und dem Mathematikstudium noch genügend Zeit findet, seiner Leidenschaft, dem Volleyballspielen, nachzugehen.
Wie hat sich dein Privatleben während der Corona Pandemie verändert?
Mein Leben veränderte sich relativ stark in der Corona Zeit, aber nicht nur aufgrund von Covid19. In erster Instanz stand mein Umzug an, der sich schwieriger gestaltete als erwartet.
Wie lief dein Umzug genau ab?
Der Umzug durfte nur mit zwei Personen stattfinden und jeder, der schon einmal
umgezogen ist, weiß, wie aufwendig dies sein kann. Mit meinem kleinen Skoda Fabia und Hilfe von drei abwechselnden Personen (Ein Dankeschön dafür nochmal!) ging es schneller als erwartet, war jedoch schweißtreibend. Der anschließende E-Mail-Verkehr mit der alten Wohnungsgesellschaft kostete mich dann auch die letzten Nerven. In Zeiten, in denen Möbelhäuser geschlossen waren, umzuziehen, ist wirklich ein Horror. Das Internet mit wochenlangen Lieferzeiten half mir in dieser Situation auch nicht weiter.
Wie beeinflusste die digitale Lehre dein Studium?
Mein Studium änderte sich, wie bei jedem auch, drastisch. Ich studiere Lehramt für Regionalschulen mit den Fächern Mathematik und AWT (Arbeit-Wirtschaft-Technik). Das AWT Studium scheint vorerst gut machbar. Mathematik hingegen ist deutlich anspruchsvoller. Mehrere Dozenten sind mehr als bemüht und versuchen ihr bestes, aber andere Dozenten sind nicht so versiert. Mein eigentlicher Plan war es, mehrere Module aufzuholen, was ich jedoch nicht in dem Maße schaffe, wie eigentlich vorgesehen. Mathematik nur mit Skripten zu verstehen und anwenden zu können, ist eine Schwierigkeit, welche man aus meiner Sicht kaum alleine bewältigen kann.
Fühltest du dich während der Kontaktbeschränkung sehr allein?
Eine besondere Herausforderung für mich war die Kontaktbeschränkung. Zum einen bin ich ein sehr geselliger Mensch, dementsprechend immer mit Freunden unterwegs, und zum anderen habe ich kurz vor der Kontaktbeschränkung eine sehr sympathische Frau kennengelernt (mal schauen, was das wird). Die Kontaktbeschränkung erschwerte beide Situationen. Ich habe mich mit wenigen Freunden und Freundinnen getroffen. Wir haben Tanz- und Singspiele auf der Nintendo Switch für uns entdeckt, sodass wir immer Unterhaltung hatten. Jedoch fiel für mich als Volleyballer erstmal Beachvolleyball in Warnemünde flach. Mit den neuen Bedingungen dürfen meine Freunde und ich nun unseren
Weg in den Sand zum Glück wieder täglich vollziehen. Jedoch wurden vom Deutschen Volleyballverband Corona-Übergangsregeln herausgegeben, bei welchen ich dachte, dass diese ein Aprilscherz sein sollten, da sie für mich etwas lächerlich sind.
Spielst du Volleyball in einem Verein?
Als Trainer der Volleyballmannschaft des Stavenhagener SV konnte ich schon Pläne für die nächste Saison in Angriff nehmen. Aber wie die nächste Saison stattfinden soll, steht auch noch in den Sternen und leider ist die dortige Kommunikation etwas intransparent. In den letzten Wochen habe ich versucht mich so gut wie möglich fit zu halten.
Wie genau hast du versucht, dich möglichst fit zu halten?
Illegaler Weise habe ich ein paar Mal Basketball gespielt und ich bin mit einer Freundin laufen gegangen, jedoch ersetzen solche Tätigkeiten nicht den Besuch eines Fitnessstudios oder das Gefühl bei der Ausübung des Lieblingssports. Ich wäre auch gerne häufiger Fahrrad gefahren, jedoch wurde mir vor ein paar Monaten schon ein Fahrrad geklaut und bei meinem jetzigen Fahrrad wurde mir Sattel und Sattelstütze geklaut (Danke dafür…).
Hast du einen Job neben dem Studium?
Zu Beginn der Pandemie war ich noch relativ häufig arbeiten. Über StaffEins habe ich Security Schichten in Discountern übernommen.
Wie änderten sich die dortigen Arbeitsbedingungen?
Wie viele Studenten und Studentinnen, welche bei StaffEins angestellt sind, durfte ich Einkaufswagen desinfizieren und die Menschen höflich darauf hinweisen, einen Einkaufswagen zu nehmen, da sie sonst nicht einkaufen dürfen. Von Menschen, die sich dafür mit Schokoladen bedankten und sehr verständnisvoll waren, bis hin zu Menschen, welche schrien, mich beleidigten und aggressiv reagierten, durfte ich alles erleben. Nach ein paar Wochen beruhigte sich die Situation und fast, aber auch nur fast, alle Personen gewöhnten sich an die Gegebenheiten. Ich saß wirklich noch nicht ein Mal in einer Straßenbahn, in welcher alle Personen einen Mundschutz überhaupt bzw. richtig trugen.
Welche positiven Effekte kannst du der Pandemie abgewinnen?
Die Universität Rostock war nun gezwungen die digitale Lehre einzuführen. Viele andere Universitäten waren in diesem Bereich schon deutlich fortgeschrittener und nun ist die Universität Rostock auch auf diesem Level angelangt. Weiterhin habe ich ein ganz anderes Bewusstsein über Hygiene und überlege, was oder wem ich die Hand gebe und ob ich es möglicherweise einfach vermeiden sollte. Weiterhin ist ein Großteil der Rostocker sozialer geworden. Viele helfen ihren älteren Nachbarn und übernehmen deren Einkauf oder helfenauf andere Art und Weise. Jede Person, die eine Maske beim Einkaufen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln trägt, ist ein kleiner Held und beweist, nicht nur an sich selbst zu denken! Und zu guter Letzt hilft diese Pandemie unserer Natur. Die Luft- und Wasserqualität in manchen Ländern haben sich wieder so verbessert, dass Experten dies nicht einmal für möglich hielten.
Ich hoffe, dass die Menschen nach dieser wirklich skurrilen Zeit nicht wieder so weiterleben, als wäre dies alles nicht passiert, sondern bedachter, sozialer und glücklicher.