Von Carla Radtke // Grafik von Josephin Bauer
Zum Semesterstart
SoSe22! Herrlich waren die letzten Wochen der Semesterferien. Ein bisschen Hausarbeit schreiben, von den vergangenen Klausuren erholen und das phänomenal durchschnittlich-deutsche Märzwetter in Rostock oder der Elternheimat genießen.
Und jetzt? Es ist Mitte April und das echte Uni-Leben hat uns alle in den Bann gezogen. Gerade mal zwei Wochen läuft das neue Semester und schon fühlt es sich wie eine Ewigkeit an.
Ich persönlich bin höchst erfreut, dass ich mittlerweile auf dem Campus herumlaufen kann, ohne mich mit großen Augen und suchenden Blicken sofort zu verraten: eine Corona-Ersti im vierten Semester.
Denn obwohl bereits die Hälfte meines Studiums im Bachelor geschafft ist, habe ich dieses Semester zum ersten Mal eine Vorlesung in einem echten Hörsaal gesehen. Beeindruckend.
Damit läuft das ambivalent beschimpfte- und gepriesene Studierendenleben also endlich an.
Die letzten Semester waren für viele eine starke Belastung – das lässt sich wohl kaum negieren. Zwischen Online-Vorlesungen, -Seminaren, -Klausuren, -Gruppenarbeiten und -Fachschaftsspieleabenden schoben sich Probleme der plötzlich benötigten Technik, der strapazierten Psychen und Existenzängste, weil der Nebenjob gekündigt wurde. 2020 hat viel Anpassung gefordert und das wird Spuren hinterlassen haben. Und eigentlich möchte ich gar nicht so tun, als wäre Corona plötzlich vorbei, nur weil die Maskenpflicht in deutschen Supermärkten aufgehoben wurde.
Es fühlt sich trotzdem zurzeit an, als würde man aus einer ganz seltsamen Art von Traum erwachen. Ein Albtraum? Nicht zwangsläufig. Das wäre zu plump, denn zwei Jahre können ja nicht nur scheiße sein. Eher eine Art Fiebertraum, in denen immer diese merkwürdigen, unrealistischen Dinge passieren. Na ja. Und sind wir aus einem kollektiven Fiebertraum einfach wieder aufgewacht? Zumindest die Tatsache, dass wir uns nun wieder live, in Farbe und ganz ohne ZOOM-Reaction-Emojis über den Weg laufen, stiftet Hoffnung.
Ich glaube, dass dieses Semester ein gutes wird. Auch wenn ich mich gelegentlich ein wenig unbeholfen fühle, (Wie hält man nochmal Vorträge vor 50 Menschen, ohne einen galanten Einleitungssatz wie „Hallo, kann man mich hören?“ oder „Sind meine Folien jetzt zu sehen?“ zu sagen?) bin ich froh um die neuerworbene Routine. Ich habe Lust, zu lernen. Vor allem, weil jetzt der Ausgleich mit Freizeit wieder stattfinden kann:
Es ist Frühling, es wird Sommer werden – da kommt die Belohnung für unser Durchhaltevermögen im regengrauen, schneefreien Herbst und Winter. (Nimm das, oh du schneebedecktes Rest-Deutschland) Wir haben das Meer. Und ich rieche laue Sommerabende an der Warnow, Sonnenuntergänge am Strand und Unbeschwertheit.
Und weil nach Regen Sonne kommt, wünsche ich uns ein großartiges Semester mit spannenden Vorlesungen und ohne Zoom.