Von Carla Radtke // Illustration von Josephin Bauer
Valerian Thielicke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte. Er forscht unter anderem zu Politik und Gesellschaft der islamischen und arabischen Welt, Wissenschaftstheorie sowie Sprache und Macht. Er erzählt über seine Forschung, alte Hundedamen und welche Fähigkeit er gerne im nächsten Lockdown lernen würde – 13 Fragen an Herrn Thielicke.
1. Warum lehren Sie an der Universität Rostock?
Ich kam bereits zum Masterstudium hier nach Rostock. Danach eröffnete sich mir die Möglichkeit, hier meine Doktorarbeit anzufangen und bis jetzt gab es für mich keinen Grund, die Stadt zu verlassen.
2. Wie reagieren Menschen, wenn Sie von Ihrem Beruf erzählen und wie erzählen Sie von Ihrem Beruf?
Als Wissenschaftler lebt man in einer Bubble, in der der Beruf recht klar umrissen ist. Trifft man hingegen Leute außerhalb, z. B. im Zug, sind die meisten Menschen interessiert, da man sich unter Wissenschaftler:innen in der Teildisziplin „Politische Theorie“ erst mal wenig vorstellen kann. Dann erkläre ich, was ich in meinem Arbeitsalltag so tue, und wie Forschung bei uns aussieht. Hin und wieder mal kommt schon ein Spruch, dass man wohl in Taxifahren promoviert habe, aber da steht man drüber.
3. Welche Themenschwerpunkte werden am Lehrstuhl in Ihren Augen vernachlässigt, was würden Sie gerne in den Fokus rücken?
Ehrlich gesagt, fällt mir nur eines ein, nämlich feministische Theorie. Das liegt aber nicht daran, dass das Thema missachtet wird – wir sind bloß keine Expert:innen in diesem Themenbereich, auch wenn wir alle unser Bestes tun, um das Thema in unseren Seminaren aufzugreifen. So gibt’s in meinem Seminar eigentlich immer mindestens eine Sitzung, die das Thema im Rahmen des Kurses behandelt.
4. Wie haben Sie Ihre Studienzeit erlebt?
Das war die entspannteste Zeit meines Lebens nach der Schulzeit.
5. Womit beschäftigen Sie sich nach Feierabend?
Da gibt es viel, aber zuerst steht immer eine Gassi-Runde mit meiner alten Hundedame an. Danach mache ich gerne Musik, lese mal einen Roman oder ein wissenschaftliches Buch oder schaue mir Dokumentationen über Gesellschaft, Geschichte, Politik und Wissenschaft an – Themen, die ich auch diskutiere, wenn ich nach dem Feierabend Freund:innen treffe, auch wenn ich mich schon am Arbeitstag damit beschäftigt habe. Aber das ist, glaube ich, bei Wissenschaftler:innen normal.
6. Welchen Rat haben Sie an Ihre Studierenden?
Da habe ich vor allem zwei Tipps: Erstens würde ich empfehlen, die Texte, welche die Dozierenden für ihre Seminare hochladen, immer zu lesen. Daraus kann man viel ziehen. Und zweitens: Nutzt die Zeit, um auch mal über den Tellerrand zu schauen und z.B. eine Sprache zu lernen, euch weiterzubilden, ehrenamtlich aktiv zu sein, oder einem schönen Hobby nachzugehen. Im Nachhinein ist es relativ unwichtig, ob man ein Semester mehr oder weniger studiert hat.
7. Welche Fähigkeit werden Sie im nächsten Lockdown (oder einer anderen fiktiven Input-gedrosselten Situation) erlernen?
Ich wollte eigentlich schon im letzten Lockdown gelernt haben, mit meinen Fingern zu pfeifen. Aber vielleicht stände auch eine neue Fremdsprache auf dem Plan.
8. Worin wären Sie gern ohne Übung sehr gut?
Also verschiedene Sprachen ohne Übung sprechen zu können, wäre großartig – aber das wird wohl nicht passieren. Aber ich weiß nicht, ob es das war, worauf die Frage hinausgehen sollte.
9. Was macht gute Studierende aus?
Begeisterungsfähigkeit, d.h. sich für die verschiedenen Themen interessieren zu können. Dann ist man auch bereit, die dazugehörigen Texte zu lesen, welche den Horizont erweitern können. Dazu noch die Freude an der Debatte und die Bereitschaft, auch mal einen eigenen wissenschaftlichen Standpunkt zu entwickeln und andere zu kritisieren.
10. Empfehlen Sie einen Song!
Good Old Bad Old Days von Daniel Kahn & The Painted Bird. Die haben einige tolle Lieder.
11. Welche Nebenjobs haben Sie im Laufe Ihres Lebens gemacht?
Da gab es viele Verschiedene, da ich immer gerne nebenbei gearbeitet habe – hat ja Geld eingebracht. So habe ich mal Essen auf Rädern ausgefahren, war Hilfstechniker für Veranstaltungen, war Verwaltungsangestellter und auch mal Hilfskraft an der Uni.
12. Wie reagieren Sie, wenn Sie nach Ihrem Sternzeichen gefragt werden?
Ich glaube, das ist mir in den letzten zehn Jahren nicht mehr passiert. Ich würde zwar eine korrekte Antwort geben, aber innerlich lächeln, da mir Aberglaube und Spiritualität doch sehr fern sind.
13. Welche Frage hätte ich Ihnen stellen sollen?
Vielleicht wäre es interessant zu fragen, warum die Kolleg:innen ihre Wissenschaft selbst studiert haben und was sie daran interessiert.
13,5. Beantworten Sie sie.
Ich fand Menschen und die von ihnen geformte Gesellschaft schon immer sehr spannend. Warum ist unsere Gesellschaft so, wie sie ist? Gibt es grundlegende Gesetzmäßigkeiten, die politische und gesellschaftliche Entwicklungen bestimmen? Und schließlich interessierte ich mich auch für die politischen und kulturellen Unterschiede, die die verschiedenen Gesellschaften aufweisen.
Vielen Dank an Dr. Valerian Thielicke für die Beantwortung der Fragen!
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