Von Tanja Krause // Illustration von Rosa Staiger
Queere Liebe ist alles andere als unnatürlich. Denn die Zuneigung abseits der heteronormativen Norm hat in der Natur ihren festen Platz. Orang-Utans, die sich gegenseitig mit einem Dildo verwöhnen, oder weibliche Koalas, die sich gegenseitig befummeln und lustvoll stöhnen: Homosexualität ist im Tierreich sehr verbreitet und darf uns Menschen etwas lehren.
Wer sagt, alles abseits von der Liebe zwischen Mann und Frau sei unnatürlich, der war wohl noch nie im Zoo – könnte man zumindest meinen. Denn auch wenn das, was naturbedingt gegeben ist, nicht prinzipiell als Maßstab in unser aller Leben gelten sollte, lässt sich eines beweisen: Auch manche Tiere treiben es bunt zwischen gleichgeschlechtlichen Bettlaken.
Das wusste schon Aristoteles, einer der bekanntesten Philosophen der Geschichte. Bereits vor über 2.300 Jahren hat er von homosexuellen Hyänen berichtet. Die Jahre sind vergangen, doch die bunte Liebe in der Tierwelt ist geblieben: Wissenschaftlichen Erkenntnissen nach zu urteilen führen rund 1.500 Spezies ein gleichgeschlechtliches oder doppelgeschlechtliches, also bisexuelles Liebesleben.
So nutzen männliche Elefanten den eigenen Rüssel, um sich untereinander mit Glückshormonen zu überschütten. Bisexuell verhalten sich beispielsweise Bonobos, eine Menschenaffenart, die in der Dominikanischen Republik lebt. Bekannt für ihre ausgeprägte Sexualität leben sie getreu dem Motto “Make love not war”. Auch für sie ist Sex mehr als nur der Gedanke an Fortpflanzung. So treiben es vor allem 60 Prozent der weiblichen “Hippie-Affen” (so werden die Bonobos eben wegen ihrer sexuellen Vielfalt häufig genannt), um soziale Bindungen zu stärken und Streitigkeiten aus der Welt zu schaffen. Inwiefern sich Tiere insgesamt homosexuell oder eher bisexuell verhalten, ist nach bisherigem Stand noch ungeklärt. Denn Zuneigung fern ab von der Heterosexualität war auch, wie bei uns Menschen, lange ein Tabuthema in der Welt der Tiere.
Der britische Naturforscher Charles Darwin sagte einst, Tiere hätten nur Sex, um ihre Art zu erhalten. Mit Blick auf die Fortpflanzung muss sich entgegen dessen Annahme keine trüben Gedanken gemacht werden. Regenbogenfamilien sind beispielsweise unter Pinguinen keine Seltenheit. Ob in einem Bremerhavener Zoo oder in Sydney – immer wieder gelingt es schwulen Pinguinen, Eier zu adoptieren und diese erfolgreich auszubrüten. Mit viel Liebe kümmern sie sich rührend um ihren Nachwuchs. Die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen reichen außerdem dafür aus, um Folgendes zu revidieren: Tiere haben Sex, weil es ihnen Spaß macht und um ihre Lust zu befriedigen. Außerdem sind sie sehr wohl dazu in der Lage, beim Sex etwas zu empfinden, ganz egal, mit welchem Geschlecht sie ein Schäferstündchen einlegen. Das beweisen auch weibliche Orang-Utan-Affen. Aus Blättern und Zweigen bauen sie sich Dildos, mit denen sie die Geschlechtsteile des/der jeweils anderen penetrieren. Ähnlich tun es Giraffen, die sich mit ihren langen Hälsen bis zu einer Stunde gegenseitig aneinander reiben.
Doch wie unterscheidet sich Homosexualität im Tierreich von der des Menschen? Wissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass die Tatsache, Tiere behandeln sich aufgrund ihrer sexuellen Präferenzen niemals nachteilig, eine große Rolle spielt. An dieser Stelle können wir Menschen von den Tieren noch viel lernen. Also lasst uns einmal mehr sagen: Küss doch, wen du willst!