Ein Interview mit der Solo-Künstlerin Tini Thern
Von Hanna Bührig // Foto von Louis Oswald // Illustration von Rosa Staiger
Wir schreiben den 25. September 2021 und in der Rostocker KTV tummeln wie jedes Wochenende Kleinfamilien und Studierende durch die Waldemarstraße. Ich treffe mich heute mit der 22-jährigen Solo-Künstlerin Tini Thern im Törtchenlokal Waldenberger, wo wir sehr starken Ingwertee bestellen. Sie ist heute in Rostock, da am Abend das 28. Landesrockfestival im M.A.U. Club am Stadthafen stattfindet und Tini dort als Special Guest einen Auftritt hinlegen darf. Darauf stoßen wir mit unserem stärkenden Tee an, verziehen kurz die Gesichter und beginnen das Interview:
Als Erstes will ich die Randfakten über Tini klären und frage, seit wann sie Musik macht und wie sie dazu gekommen ist.
Also seit 2018 mache ich Songs selber, aber ich hab halt schon als Kind Klavier gespielt und gesungen. Dann wollte ich irgendwie meine Stimme mehrfach aufnehmen, weil ich gerne mehrstimmig singe, aber niemand da war, mit dem ich das machen konnte und dann hab ich die App GarageBand auf meinem Handy gefunden und angefangen, mehrstimmig Songs zu covern. Später hab ich dann auch immer mehr Instrumente dazu benutzt und dachte mir so: „Hm, ich könnte eigentlich jetzt auch eigene Songs schreiben“.
Was sind deine musikalischen Vorbilder?
Auf jeden Fall Taylor Swift. Durch sie hab ich eigentlich auch angefangen, Songs zu schreiben und als Teenager war ich auch großer „Swiftie“.
Sie grinst.
Mittlerweile höre ich aber ganz viele verschiedene Sachen. Auch verschiedene Genres, so Hip-Hop und Indie. Außerdem versuche ich gerade in die 70s reinzuhören, zum Beispiel mit Fleetwood Mac. Aber mein Vorbild wäre wirklich eher Taylor Swift.
Welche:n Künstler:in würdest du gerne mal featuren?
Uff, also ich bin ja großer Doja Cat Fan und sie zu featuren, wäre schon cool. Ich höre aber in letzter Zeit auch sehr viel Provinz und mit denen mal ein Feature zu machen, wäre auch mega! Das wäre dann wenigstens noch im deutschsprachigen Raum, also vielleicht ein bisschen erreichbarer.
Jetzt stelle ich eine äußerst seriöse Frage, über die, meiner Meinung nach, jede:r Künstler:in mal nachdenken sollte. Haltet euch fest! Ich möchte wissen: Wenn deine Musik etwas zu essen wäre, was wäre sie?
Tini lacht, muss aber kurz überlegen und wirft dann etwas nachdenklich ein:
Wahrscheinlich ein erfrischendes Getränk, vielleicht ein Kräuter-Lavendel-Tee mit Honig. Und es gäbe bestimmt auch eine Sparkling Edition.
Du produzierst ja deine Musik alleine. Welche Sounds sind typisch für dich?
Ganz wichtig ist bei mir in jedem Song ein E-Piano, irgendwie mag ich den Vibe total. Und ich arbeite auch gerne mit Pads, um etwas Atmosphäre reinzubringen und seit Neuestem auch mit Special Effekten. Zum Beispiel hab ich mal einen Walsound benutzt, ich mag auch wirklich gerne Fallgeräusche. Aber auf jeden Fall darf ein E-Piano nicht fehlen.
Du bist ja schon ein paar Jährchen in der Musikwelt unterwegs. Gibt es eine Lektion, die du in der Zeit gelernt hast?
Ja, ich bin gerade auch in einer Lernphase. Was ich bei Live-Auftritten gelernt habe, ist, dass ich auf jeden Fall beim Soundcheck mehr Ansagen machen muss. Da will ich dann immer so unkompliziert wie möglich für alle sein, aber dann steh ich nachher auf der Bühne und hör mich selbst nicht so richtig. Also auf jeden Fall da einfach sagen, was Sache ist. Und ansonsten: Einfach nicht so viel nachdenken.
Als ich frage, ob Tini gerne die Hintergründe hinter ihren Songs erklärt oder ob sie eher Freiräume für Interpretation lässt, erklärt sie:
Ich bin auf jeden Fall eher Fan von freien Interpretationen, weil ich manchmal selbst erst im Nachhinein weiß, was ich mit den Songs meine.
Trotzdem will ich wissen, worum es denn in ihrem Song „Violet“ geht (der übrigens bis jetzt einer meiner Lieblingssongs von Tini ist) und das erklärt sie mir gerne:
Ich wollte ein bisschen Richtung Storytelling gehen und „Violet“ ist halt die Hauptfigur und man erfährt ein bisschen was über sie und ihre geheimnisvolle Art. Dabei wollte ich einen dunkleren Vibe einfangen. Die genaue Storyline möchte ich aber lieber für individuelle Interpretation offenlassen.
Viel schneller als erwartet ist das Interview hier dann auch schon zu Ende und wir sitzen noch ein bisschen beisammen und exen unser Heißgetränk. Ich freue mich jetzt eigentlich umso mehr auf Tinis Auftritt heute Abend, vor allem, weil sie angeteasert hat, einen bisher noch nicht veröffentlichten Song zu spielen.
Kleiner Spoiler an dieser Stelle: Der Auftritt war wirklich sehr schön. Obwohl das Landesrockfestival viel länger gedauert hat, als ich es eigentlich erwartet hatte und Tini erst am Ende als Zusatz-Act spielen durfte, hat es sich gelohnt, auf ihren Auftritt zu warten. Die himmlische Mehrstimmigkeit war genau das, was den Abend gegen Ende richtig abgerundet hat. Also tut euch selbst einen Gefallen und hört euch die coole Nachwuchskünstlerin Tini Thern überall an, wo man sich Musik auf die Ohren ballern kann!