Von Felicitas Ehmig // Foto von Christian Marzinke
Er überlebt Flugzeugabstürze, Schießereien und findet einen Schatz nach dem anderen – Indiana Jones sorgt noch heute bei vielen Fans für kräftige Adrenalinschübe vor der Leinwand. Die andauernde Todesgefahr, in der sich der lässige Archäologe mit Hut und Peitsche immer befindet, ist zum Glück auf wissenschaftlichen Ausgrabungen nicht die Regel. Aber genauso spannend wie es bei Indy einhergeht, ist die Archäologie allemal. Und noch viel besser: An der Uni Rostock kann es jede:r auch studieren – ohne zwielichtiges Schatzsuchen, aber dafür mit mehr Wissenschaft.
Bevor wir uns allerdings den Studiengängen widmen, sollte eine Sache klargestellt werden: Nein, in der Archäologie werden keine Dinosaurier ausgegraben. Das ist einer der größten Denkfehler, mit denen vermutlich schon jede:r Studierende dieses Faches einmal konfrontiert gewesen ist. Um deren Erforschung kümmert sich die Paläontologie – man frage einfach Dr. Alan Grant aus Jurassic Park. Der feine Unterschied ist also, dass sich die Archäologie um die kulturelle Entwicklung der Menschheit kümmert, während die Paläontologie Naturräume der geologischen Vergangenheit erforscht.
Da die Geschichte der Menschheit nicht nur sehr vielseitig, sondern auch sehr lang ist, gibt es gleich mehrere archäologische Disziplinen an der Uni Rostock. Auf der einen Seite steht die klassische Archäologie, die antike Kulturen im Mittelmeerraum fokussiert, wie Römer und Griechen. Wer sich allerdings mehr für Kulturen ohne schriftliche Hinterlassenschaften begeistert, ist in der Ur- und Frühgeschichte bestens aufgehoben. Von der Steinzeit bis ins Mittelalter deckt dieses Fach besonders große Zeitabschnitte ab, ohne an einen geografischen Raum gebunden zu sein. Heißt: Archäologische Ausgrabungen finden auch im schönen MV statt. Der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte bietet seinen Studierenden aber auch in anderen Teilen Deutschlands und sogar im Ausland Grabungen an, so zum Beispiel in Estland, um eines dieser Ziele zu nennen.
Das Peitschenknallen wie in Indiana Jones bleibt auf Ausgrabungen zwar weg, viel mehr wird es von friedlichen Aufgaben abgelöst – Graben, Sieben, Schlemmen und das Putzen von Funden sind einige davon. Dazu kommt der Einsatz von hochmoderner Technik, um das Ganze zu dokumentieren. Von einigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen können solche Kampagnen dauern und finden meist in den Semesterferien statt. Aber auch während des Semesters arbeitet der Lehrstuhl sehr praxisnah: So können Studierende etwa in Übungen archäologische Funde untersuchen. Geht es nach draußen, dann stehen häufig Geländeuntersuchungen auf dem Plan, auf denen Bodenproben genommen und Felder nach Funden abgesucht werden. Um bekannte Fundplätze in MV kennenzulernen oder Ausstellungen zu besuchen, gibt es auch viele Exkursionen.
Langweilig wird es also nie. Wer lieber Flossen anzieht und den Meeresboden erkundet, wird auch hier nicht enttäuscht: Unterwasserarchäologische Seminare samt einer Ausbildung zum Forschungstauchen bietet der Lehrstuhl ebenfalls an. So bleiben auch die geheimnisvollen Wracks der Ostsee den Rostocker Studierenden nicht verborgen. Lieber ohne Peitsche und Revolver, aber dafür mit Kelle, Pinsel oder Tauchbrille ausgestattet, hat jede:r in Rostock die Möglichkeit ein moderner, wissenschaftlicher Indiana Jones zu werden.