Annabell Kretschmer // Grafik von Josephin Bauer
Jeden Tag werden wir mit ein und demselben Thema konfrontiert und niemand kann dem entgehen. Es ist die Liebe. Sei es in Popsongs, in Büchern, in Filmen, auf der Straße oder im privaten Raum, wir können ihr nicht entkommen, auch wenn es Zeiten im Leben eines jeden gibt, zu denen man nichts mehr mit ihr zu tun haben will.
Manche von uns haben Glück und suchen nicht lange den:die perfekte:n Partner:in. Und dann gibt es von uns welche, die denken, dass sie ihr ganzes Leben danach suchen müssen. Doch wir sind nicht nur auf der Suche nach Partner:innen. Wir werden verletzt, enttäuscht und im Regen stehen gelassen, aber trotzdem können wir manche Menschen nicht loslassen. Wir können nicht weitermachen wie zuvor. Dabei ist es egal, wie lange wir die Person kennen, wie lange wir miteinander Zeit verbracht haben, die Enttäuschung, die wir erfahren und die zerstörte Hoffnung tun jedes Mal verdammt weh. Wir erfahren diese Enttäuschung auch von Freund:innen und Familienmitgliedern.
Und dann fangen wir an, uns abzulenken. Wir nehmen wieder teil am Leben, verbringen Zeit mit Freund:innen, aber manchmal ist die Ablenkung auch nicht gesund und wir übertreiben. Aber dann werden wir in stillen Momenten wieder von dem eingeholt, wovor wir uns eigentlich verstecken wollten. Wir werden wieder von diesen Selbstzweifeln überspült und wir hinterfragen alles. Wie kam es dazu? Sind wir daran schuld? Wir fragen uns, ob wir etwas anders machen können. Wir reden uns ein, dass wir das Problem wären. Sind wir der Fehler in der Matrix? Diese Fragen rollen durch unsere Köpfe und wir wünschten, wir könnten sie beantworten. Aber es gibt kein Wir mehr und kein Uns.
Wir müssen lernen, ohne diese Menschen leben zu können. Aber wir fühlen uns hin und wieder hilflos. Wenn wir etwas verlegt haben oder wenn uns einfach alles zu viel wird, haben wir das Bedürfnis, einfach die Person anzurufen, aber wir wissen auch, dass sicher niemand abheben wird.
Wir verlieren über die Jahre geliebte Menschen, sie kommen und gehen in unserem Leben. Es geht früh los, erst sind es die Freund:innen, die man nach dem Kindergarten nicht mehr wieder sieht. Dann gehen die Großeltern an einen besseren Ort. Der erste Herzschmerz nach der Trennung von dem/der ersten Partner:in. Darauf folgen noch viele weiteren Trennungen bis wir uns auch irgendwann von unseren Eltern verabschieden müssen. Und irgendwann sitzen wir mit unseren besten Freund:innen im Altenheim und wir erkennen, dass wir sie überlebt haben, die Liebe und den Schmerz, der damit einher geht.