Die Hürden der 200€-Einmalzahlung – eine Odyssee

Von Sabrina Scholz // Illustration von Julia Michel

Im November letzten Jahres brachte die Bundesregierung die Einmalzahlung für Studierende auf den Weg. Dadurch sollen alle Studierenden, die am 1. Dezember 2022 an einer deutschen Hochschule eingeschrieben waren, insgesamt 200€ als Energiepauschale beantragen können. Lange Zeit war unklar, über welches Portal die Beantragung möglich sei und wann es los gehen solle. Nach ewiger Wartezeit kam schließlich die lang ersehnte Meldung: Ab dem 15. März kann die Einmalzahlung beantragt werden. So weit, so gut. Doch die Hürden sind riesig. Welche Wege man dafür auf sich nehmen muss, habe ich in einem Selbstversuch getestet.

Schon lange hatte ich mich persönlich auf diese 200€ gefreut, da ich keine BAföG-Empfängerin bin und bisher keine Zuschüsse vom Staat erhalten habe, obwohl ich als Studentin auch von der Energiekrise und Inflation betroffen bin. Das Geld kann natürlich nicht im Geringsten die erhöhten Lebenskosten ausgleichen. Es ist jedoch ein kleiner Trost, der uns Studierenden zusteht.

Bei der Einmalzahlung hätte ich jedoch niemals erwartet, was für ein administrativer Aufwand dahintersteckt. Zunächst suchte ich im Internet, wie man das Geld beantragen sollte. Dabei stieß ich auf die Instagram-Seite von funk. Dort gab es einen Post, der über die Beantragung informierte. Dann der Schock: In nur sieben Schritten hätte ich die Einmalzahlung auf meinem Konto. Sieben Schritte! Da ist es leichter, den Passierschein A38 anzufordern (falls ihr die Asterix-Filme noch kennt).

Das grobe Verfahren besteht darin, eine BundID zu beantragen und auf einen Code von der zugehörigen Universität zu warten. Mit beiden Zugängen kann man sich ab dem 15. März bei der Seite www.einmalzahlung200.de anmelden. Dort muss man einen weiteren Antrag ausfüllen. Klingt erstmal easy, doch der Weg zu BundID ist komplex. Dafür gibt es zwei Wege. Entweder ihr beantragt die BundID mit dem elektronischen Personalausweis und der AusweisApp2 oder ihr erstellt euch ein ELSTER-Zertifikat, welches ihr auch für eure Steuererklärung verwenden könnt.

Ich habe mich zunächst für die erste Variante entschieden. Dafür brauche ich als erstes einen gültigen Ausweis. Check. Ein Smartphone mit kontaktloser Datenübertragung. Check. Und die AusweisApp2. Kein Check. Die App habe ich schnell gefunden und runtergeladen. Danach muss man seine Online-Ausweisfunktion aktivieren, in dem man die 5-stellige Transport-PIN, die man mit seinem Personalausweis bekommen hat, eingibt. Für mich war das kein Problem, weil ich meinen Perso erst im letzten Jahr beantragt habe. Somit hatte ich alle Unterlagen Zuhause. Wenn man jedoch das Dokument nicht mehr hat, muss man dieses, über das Bürgeramt, neu beantragen. In der App muss man anschließend eine 6-stellige PIN erstellen, um sich bei der BundID anzumelden. Okay, bis hierher lief es eigentlich reibungslos und war gar nicht so schlimm, wie ich dachte. Schließlich sollte ich mich mit der App und der PIN bei der Website id.bund.de anmelden und es hat einfach nicht funktioniert. Ich habe jeden Schritt nochmal wiederholt und es hat immer noch nicht geklappt. Die Seite ist immer eingebrochen. Fast war ich so weit aufzugeben, weil ich wahrscheinlich irgendwo einen Fehler gemacht habe. Doch ich ließ mich nicht entmutigen und probierte anschließend die zweite Variante mit dem ELSTER-Zertifikat.

Die Anmeldung auf der Internetseite für das ELSTER-Zertifikat war leichter. Dort muss man bei www.elster.de ein Nutzer:innenkonto erstellen und seine Steuer-Identifikationsnummer angeben, sofern man diese hat – sonst muss man auch diese erst beim Bundeszentralamt für Steuern anfragen. Nach der Online-Anmeldung erhält man eine Aktivierungs-ID per Mail, auf die ich auch nochmal fünf Werktage gewartet habe. Mit dem Aktivierungs-ID konnte ich relativ unkompliziert ein ELSTER-Zertifikat erstellen. Abschließend habe ich ein Konto bei der BundID eingerichtet und das ELSTER-Zetifikat hinzufügt. Fertig ist die Beantragung zwar nicht, aber dafür meine Nerven.

Wann der Code von der Universität kommt, ist noch nicht bekannt. Und ob der Antrag auf der Website www.einmalzahlung200.de auch so kompliziert ist, weiß ich nicht. Wie mein Fazit aussieht? Nehmt euch sehr viel Zeit, denn ihr braucht sie! Schaut euch die Schritte auf den Internetseiten ganz genau an und lest sie gründlich durch. Sucht euch Hilfe von Studierenden, die schon ihre Erfahrungen mit der Beantragung gemacht haben.

Es hätte wahrscheinlich hunderte Wege gegeben, die einfacher gewesen wären. Warum das Geld nicht mit dem Semesterbeitrag auszahlen, im Studierendenwerk verteilen oder im Ortsamt abholen? Bund und Länder machen es den Studierenden nicht leicht und ich kann mir gut vorstellen, dass viele von ihnen das Geld nicht beantragen werden. Das ist schade, weil die Entlastung nicht bei den Personen ankommt, die es wirklich bräuchten.

Quellen:

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/studenten-einmalzahlung-101.html
https://www.tagesschau.de/investigativ/funk/studierende-energiepauschale-101.html
https://www.instagram.com/p/CoxM3kMMTmt/

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