Haustier fördert Mensch – wie Haustiere unsere Produktivität ankurbeln

Von Sara Michéle Lipowski

Wenn wir uns vorstellen, in einem Büro zu arbeiten, in das einer der Mitarbeitenden seinen freundlichen Labrador mit zur Arbeit bringt, entstehen in uns bestimmt unterschiedliche Vorstellungen. Während einige an ein friedliches Zusammenleben von Tier und Mensch auf der Arbeit denken, mit Gassirunden in der Mittagspause und gelegentlichen Streicheleinheiten zwischendurch, klingt es für andere vermutlich nach blankem Horror. Tiere können Dreck bedeuten, Lärm, Unruhe und Unordnung, was bei der Arbeit absolut unvorteilhaft ist.

Tatsächlich gibt es inzwischen verschiedene Studien, die belegen, dass ein „Office-Pet“, ein Haustier, das am Arbeitsplatz von Menschen wie im häuslichen Wohnzimmer wohnt, äußerst förderlich für die Motivation, den Teamzusammenhalt und die Konzentrationsfähigkeit der Arbeitenden in einem Büro sein kann.

Wie Haustiere die Produktivität, Kreativität und das Wohlbefinden steigern und sogar bei der Bekämpfung psychischer Krankheiten helfen können, erfahrt ihr.

In Deutschland haben etwa 47% aller Haushalte ein Haustier, 69% davon sind Familien mit Kindern.[1]

Für mich als Tierliebhaberin ist dies vollkommen verständlich. Ich könnte mir mein Leben nicht mehr ohne einen vierbeinigen Partner an meiner Seite vorstellen. Von klein auf habe ich Erfahrung mit dem Halten von Tieren, doch eine Fellnase zu pflegen, geht für mich über die Gewohnheit hinaus. Mir persönlich helfen sie enorm dabei, den eigenen Tagesablauf zu strukturieren.

Das kennen vielleicht auch einige Hundebesitzende unter euch. Morgens vor oder nach dem Frühstück brauchen Hunde beispielsweise ihren Auslauf. Da es ja aber nicht nur bei einem Mal Gassigehen am Tag bleiben sollte, planen wir uns feste Tageszeiten dazu ein, um den Bedürfnissen des Tieres gerecht zu werden. Das gibt den Hundehaltenden nicht nur eine geregelte Tagesstruktur, sie bewegen sich im Alltag auch mehr.

Im Durchschnitt gehen wir Deutschen rund 5 200 Schritte am Tag. Im internationalen Vergleich ist dieser Wert zwar nicht schlecht, doch wird von der WHO eine durchschnittliche Anzahl von 8 000 – 10 000 Schritten am Tag empfohlen. [2]

Zu der durch Gassirunden erhöhten Schrittanzahl kommt auch ein weiterer Anstieg der Alltagsbewegung durch Tierhalter:innen durch das Spielen mit dem Vierbeiner, denn das Toben mit dem Hund oder das Herumwuseln mit der Katze verbraucht mehr Kalorien, als man denkt.

Ebenso verbinde ich mit dem Halten eines Haustieres, egal ob Hund, Katze oder Hausschwein, das Tragen von Verantwortung in Bezug auf die Pflege, Fürsorge und Beschäftigung. Auch, wenn mein Kater seine Streicheleinheiten gerne in Momenten einfordert, in denen ich zum Beispiel grade an der Konsole sitze und mit mir selbst beschäftigt bin, unterbreche ich meine Tätigkeit für ihn gerne und es wird gekuschelt. Weil er das braucht.

Uns Menschen tut der Kontakt zu Tieren auch enorm gut und steigert unser Wohlbefinden. Beim Kuscheln, oder generell bei Körperkontakt zu anderen Lebewesen, wird nämlich das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses wird auch als „Kuschelhormon“ bezeichnet und ist so wie Serotonin ein Glückshormon.[3] Unsere Stimmung wird dadurch positiv beeinflusst, man kann also sagen: Kuscheln macht glücklich.

Erwiesenermaßen fördern Körperkontakt und die Nähe zu anderen Lebewesen auch die allgemeine Stressreduktion, eben durch die Ausschüttung diverser Glückshormone. Stress trägt in hohem Maße dazu bei, dass wir schneller krank werden, da unsere Zellen so dauerhaftem oxidativem Stress ausgeliefert sind und dadurch kaputt gehen. Die Reduktion von Stress kann also zur Folge haben, dass unser Immunsystem gestärkt wird und wir seltener an einer Erkältung erkranken.

Sich um ein Lebewesen zu kümmern, dessen Vorlieben zu erkennen und auf seine Bedürfnisse einzugehen, fördert das Verantwortungsbewusstsein und unsere Sensibilität enorm. Schließlich wollen wir doch, dass es unserem Tier gut geht und es sich wohl fühlt. Also füttern und streicheln wir es, führen es Gassi, spielen mit ihm, halten seinen Platz sauber, erziehen es und geben ihm Zuneigung und Liebe. Dadurch lernen wir, mit einem Lebewesen Umgang zu pflegen, das auf uns angewiesen ist.

Wenn man zum Beispiel schon als Kind mit der Aufgabe der Erziehung und Pflege eines Hundes betraut wurde, entwickelt man schon früh ein gewisses Verantwortungsbewusstsein. Das kann später als Grundlage für die Betreuung eigener Kinder dienen.

Wie zuvor erwähnt, sind Haustiere zuträglich für die psychische Gesundheit. Jemand, der alleine wohnt und ein Tier hat, fühlt sich meist weniger einsam als jemand, der ganz alleine wohnt.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich das Gefühl der Einsamkeit in depressiven Phasen noch viel intensiver anfühlt als normalerweise und es deshalb für Betroffene regelrecht gefährlich werden kann. In einer solchen Phase die Möglichkeit zu haben, sich an ein Tier zu kuscheln, es sich bewegen und atmen zu hören, wirkt auf mich immer sehr beruhigend und hilft mir persönlich etwas, aus dem Gedankenstrudel der Negativität auszubrechen.

Ein Forscher:innenteam der Universitäten West-Schottland und Edinburgh stellte fest, dass Haustiere Panikattacken, Suizidversuche und den Drang zur Selbstverletzung unterbinden können. Dies soll sowohl durch direkte Mechanismen, wie Angstreduzierung durch Berührung, als auch auf indirektem Wege geschehen, also zum Beispiel durch Ablenkung von Grübeleien.

In der Studie befragten die Wissenschaftler:innen 119 erwachsene Tierhalter:innen zu ihrer psychischen Erkrankung und dem Einfluss ihres Haustieres darauf. Die Teilnehmer:innen füllten einen Fragebogen aus, der sich um ihre Tiere und ihren eigenen mentalen Zustand drehte. Nach der Auswertung durch ein Codierungssystem erkannten die Wissenschaftler:innen in insgesamt sechs Themenbereichen Vorteile durch die Tierhaltung:

Gesteigerte Lebensfreude und Motivation, reduzierte Angst- und Paniksymptome, weniger Einsamkeit und einen verbesserten Heilungsprozess bei der psychischen Erkrankung. [4]

Die Ergebnisse dieser Studie kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. An antriebslosen Tagen hilft mir das Verantwortungsbewusstsein meinem Kater gegenüber aufzustehen, um ihn zu füttern und versorgen. Das Rausgehen mit dem Hund hilft mir immer sehr, mich für kurze Zeit auf etwas anderes als mich selbst und meine Stimmung zu konzentrieren, nämlich darauf, dass der Hund Freude an der Gassirunde hat und zugleich gefördert und trainiert wird.

Wie bereits zu Beginn erwähnt, gibt es inzwischen Studien, die einen Anstieg der Produktivität und der Motivation in einem Büro zeigen, in dem sich ein Haustier befindet. Die Universität Buffalo führte so eine Studie mit New Yorker Makler:innen durch, die in zwei Gruppen aus Probandinnen und Probanden aufgeteilt wurden.

Die erste Gruppe ging ihrer Tätigkeit ohne ein Tier in der Nähe nach, während die zweite Gruppe einen Hund ins Büro bekam.

Bei beiden Makler:innengruppen wurden der Stresspegel und der psychische Belastungsdruck ermittlet. Gruppe zwei wies in beiden Kategorien deutlich reduzierte Werte auf.

Daraus schlossen die Forscher:innen, dass Tiere das allgemeine Stresslevel des Menschen senken können und eine kurze Arbeitspause, in der sich die Person mit dem Tier beschäftigt statt das Handy rauszuholen, für das menschliche Gehirn bedeutend erholsamer ist. Das Streicheln eines Hundes in einer kurzen Bildschirmpause lässt uns viel schneller runterfahren, sodass Gedanken leichter sortiert oder erstmal gefasst werden können. [5]

Allerdings ist das Einführen eines Büro-Haustieres nicht allzu leicht, da viele Faktoren berücksichtigt werden müssen, wie beispielsweise Tierhaarallergien der Mitarbeiter:innen oder die Fähigkeit des Tieres, dem menschengemachten Stress an einem turbulenten und lauten Tag standhalten zu können.

Trotz der zahlreichen Vorteile, die das Halten eines Haustiers mit sich bringt, muss im Vorhinein geklärt sein, wer sich um das Tier kümmert und ob die notwendigen Ressourcen wie genug Zeit und finanzielle Mittel für die artgerechte Haltung und Verpflegung eines Tieres vorhanden sind. Denn nur eine gesunde Fellnase ist auch eine glückliche.


[1] ZZF: Heimtierpopulation in Deutschland 2021 (https://www.zzf.de/marktdaten/heimtiere-in-deutschland) [Letzter Zugriff: 21.03.2023]

[2] ardalpha: Schritte zählen 10.000 Schritte pro Tag –gesund oder Marketing-Gag? (https://www.ardalpha.de/wissen/gesundheit/gesund-leben/10000-schritte-zaehlen-gesundheit-fitness-gesundheit-100.html) [Letzter Zugriff: 21.03.2023]

[3]foodspring: Oxytocin: Was macht das Kuschelhormon mit deinem Körper? (https://www.foodspring.de/magazine/oxytocin-das-kuschelhormon) [Letzter Zugriff: 21.03.2023]

[4] IVH: Pfötchen statt Pillen: Hunde und Katzen helfen gegen Depressionen (https://www.ivh-online.de/presse-medien/pressemitteilungen/pressedienst-heimtiere/mitteilung-des-aktuellen-ivh-pressedienstes/news/detail/News/pfoetchen-statt-pillen-hunde-und-katzen-helfen-gegen-depressionen.html) [Letzter Zugriff: 21.03.2023]

[5] University at Buffalo: Pet dog or cat controls blood pressure better than ACE inhibitor, UB Study of Stockbrokers finds (https://www.buffalo.edu/news/releases/1999/11/4489.html) [Letzter Zugriff: 21.03.2023]

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