„O du fröhliche, o du selige“ – (Alb-)Traumweihnachtszeit

von Ayleen Rauschenbach // Illustration von Luca Butt

Für manche ist Weihnachten die schönste und glücklichste Zeit im Jahr. Das Fest der Familie und Harmonie, für religiöse Menschen ist es die Feier von Jesus Geburt, für manche ist es einfach eine Zeit, um zu entspannen und dem Stress des Lebens für die Tage zu entkommen. Für andere wiederum bedeutet Weihnachten und die Zeit drumherum einfach nur Belastung pur.

Der Druck, für jeden Menschen Geschenke zu finden und kaufen, die Anstrengung im Weihnachtsrubel durch den überfüllten Weihnachtsmarkt rechtzeitig zur Arbeit oder Universität zu kommen und erst das Weihnachtsfest… Der Abend, an dem alle Bekannte, Verwandten und Familie vorbeikommen und es ein Festmahl gibt. Für manche ein Segen, für andere ein paar Stunden voller Angst und Unwohlsein.

Die ewigen Fragen der Verwandten nach Schule, Arbeit oder Uni, und „Was willst du nach der Schule/Uni machen?“ sind bereits vorprogrammiert. Die Großmutter, die nach Enkeln und der Hochzeit fragt oder der Onkel, der mal wieder nur die Politik im Kopf hat. Es fallen diskriminierende Bemerkungen, bei denen man nur den Kopf schütteln kann und die Tante fragt, ob man jetzt „immer noch vegan“ lebe.

Aber dennoch wird das Lächeln aufgesetzt und am Familienfrieden festgeklammert, obwohl die beiden Familienmitglieder nebeneinander am Esstisch sitzen, die sich gar nicht ausstehen können. Und immer wieder muss man sich dafür rechtfertigen, wer man ist, was man macht und wofür die eigene Generation steht. Ein leidvolles Unterfangen und man ist froh, sobald der Abend überstanden ist.

Allgemein entsteht ein riesiger Generationskonflikt innerhalb der Familie. Die Großeltern, die zu einer anderen Zeit als unsere Generation aufgewachsen sind, haben oft andere Meinungen oder Ansichten zu der Welt. Wie man selbst zu politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftskritischen Themen steht, wird an solchen Abenden immer gerne diskutiert. Da ist es kein Wunder, dass man sich unwohl fühlt, falls diskriminierende Bemerkungen fallen und man müde von all diesen Diskussionen wird. Denn jedes Jahr ist es für viele immer das Gleiche.

Aber für die unendlichen Stunden während des Essens ist es vor allem wichtig, sich selbst treu zu bleiben. Steh für dich selbst ein! Selbst wenn deine Familie und deine Verwandten nicht mit deiner Job- oder Studienwahl zufrieden sind. Steh für dich ein, auch wenn sie nicht zufrieden mit deinen Lebenseinstellungen sind. Falls einer deiner Verwandten etwas Diskriminierendes sagt, dann ist es in Ordnung, wenn du dich dagegen aussprichst, aber es ist auch völlig in Ordnung, wenn du dich unwohl fühlst und nichts sagen willst, weil du weißt, dass Diskussionen anstrengend oder ineffektiv sein würden. Aber das Wichtigste ist, dass du dir selbst treu bleibst und dir nicht etwas einreden lässt, was du nicht bist oder wofür du nicht stehst. Du hast deine Menschen dort draußen in der Welt, die dich so akzeptieren wie du bist.

Selbst wenn du wegen deiner Familiensituation nicht zu deiner Familie fährst, du kein Weihnachten feierst oder du zu weit weg bist, bist du nicht allein. Viele Menschen fahren aufgrund ihrer Familiensituation oder aufgrund des langen Weges nicht in ihre Heimat zurück. Sie verbringen den Weihnachtsabend allein oder mit Freund*innen [1], und sie genießen so ihre Weihnachtstage. Denn selbst, wenn du allein bist, kannst du die Tage richtig genießen:

Zum Beispiel sind viele Clubs oder Diskotheken an den Weihnachtstagen geöffnet und versprechen eine schöne Weihnachtsnacht. Selbst in Rostock findet sich zu Heiligabend in Karls Erlebnishof eine weihnachtliche Veranstaltung statt, oder man unternimmt an den Weihnachtstagen eine Nachtwächtertour durch Rostock. Viele Theater bieten auch Märchen oder andere Weihnachtsaufführungen an, die man besuchen kann. Bei all diesen Erlebnissen kann man neue Bekanntschaften schließen [2]. Aber natürlich ist stets der gemütliche Filmeabend mit deinem Lieblingsessen nicht zu unterschätzen, oder man trifft sich in Gemeinschaftsräumen der Studentenhäuser mit anderen Studierenden, die nicht nach Hause fahren können und verbringt eine schöne Weihnachtszeit miteinander.

Weihnachten ist zwar ein christlicher Feiertag, obwohl auch viele Menschen, die nicht gläubig sind oder einen anderen Glauben besitzen dieses Fest feiern. Viele Atheisten sehen Weihnachten schon gar nicht als Geburt Christi an, sondern als Tage der Familie und Ruhe. Ein gemütliches Fest, an denen alle Liebsten zusammenkommen und miteinander Zeit verbringen. Dabei feiert auch nicht jede*r Atheist*in Weihnachten und sieht diese Tage als normale Tage an. Schließlich müssen auch manche an diesen Tagen arbeiten.

Andere Religionen, wie zum Beispiel der Islam und der Buddhismus feiern gar kein Weihnachten, aber finden die christliche Tradition trotzdem schön [3], das Judentum dagegen feiert das Chanukka anstatt Weihnachten. Dieses Fest dient der Erinnerung der Befreiung aus griechischer Herrschaft [4]. Im Hinduismus dagegen wird schon im November Diwali gefeiert. Ein Lichterfest, was für den Neuanfang steht [5].

Weihnachten soll ein Fest der Ruhe und Liebe sein, egal welcher Religion du angehörst, oder ob du überhaupt einer angehörst. Versuch den Tag mit deinen liebsten Menschen zu verbringen und falls es wieder das gleiche Abendessen mit deinen Verwandten und ihren Diskussionen gibt, dann halte durch. Es gibt Menschen da draußen, die akzeptieren dich, wie du bist und was du tust. Versuche den Tag auf deine Weise zu genießen.


[1]Gießner Allgemeine: So erleben internationale Studenten Weihnachten in Gesellschaft (https://www.giessener-allgemeine.de/giessen/erleben-internationale-studenten-weihnachten-gesellschaft-11957405.html) [Zugriff 10.11.23]

[2] Rostock: Events & Veranstaltungen in Rostock und Umgebung (https://www.rostock.de/kultur/veranstaltungskalender.html) [Zugriff 13.11.23]

[3] Sonntagsblatt: Weihnachten 2023: Wie Muslime Jesus und das Fest sehen (https://www.sonntagsblatt.de/artikel/glaube/weihnachten-wie-muslime-das-fest-und-die-geburt-jesu-sehen) [Zugriff 15.11.23]

[4] ZDF: Das jüdische Lichterfest Chanukka (https://www.zdf.de/kinder/logo/das-juedische-lichterfest-chanukka-100.html) [Zugriff 15.11.23]

[5] BR: Das hinduistische Lichterfest (https://www.br.de/interkulturell/interkultureller-kalender-diwali-lichterfest-100.html) [Zugriff 15.11.23]

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