Von Hannah Miltzow // Foto: StuRa
Am ersten Montag des Mais, während die Dämmerung einsetzt und die Sonne immer schwächer wird, brennt im Erdgeschoss des Grünen Ungeheuers noch Licht. Hinter der unverwechselbaren rauen, blassgrünen Fassade wuseln fleißige Helfer:innen aus AStA, StuRa, Fachschaftsräten & Co. umeinander, halten Schablonen auf knallgrünen T-Shirts fest, bevor weiße Farbe aufgetragen wird. Die Druckmotive „Ungeheuerlich was verändern“ und „Team Studentische Vollversammlung“ verraten, wofür die letzten Vorbereitungen getroffen werden: Die studentische Vollversammlung, welche knapp 30 Stunden später starten wird.
Ein langer Weg
Die studentische Vollversammlung des Sommersemesters 2025 befand sich schon lange in der Planung. Offiziell hat das StuRa-Präsidium Anfang Dezember letzten Jahres mit den Vorbereitungen begonnen, direkt nachdem der Beschluss erfolgte wieder eine Vollversammlung im Sommersemester durchzuführen. Dafür brauchte es zuerst motivierte Studierende mit Lust und genügend Nerven, sich der Planung zu widmen. Sobald das Team gefunden war, mussten viele Mails geschrieben und Gespräche geführt werden. Der Präsident des StuRa Nico (Nicolás Castillo Podestá) erklärte dem heuler was vorab alles erledigt und beachtet werden muss. Zu Beginn gehört es natürlich dazu einen sinnvollen Termin zu finden, der nicht in der vorlesungsfreien Zeit liegt oder auf den ein langes Wochenende folgt. Somit kam das Vollversammlungsteam auf den 7. Mai. Danach galt es Audimax und die Arno-Esch-Hörsäle für diesen Tag zu reservieren und Absprachen mit dem Rektorat zum Ablauf und zwecks Grußworten zu treffen. Über die Wochen und Monate zur Vollversammlung hin wurde ebenfalls ein Design für den Merch in Form von Bechern und Stiften entworfen und alles bestellt.
Je näher die Versammlung rückte, wurde sich zudem zunehmend um Werbung gekümmert, damit die ganze Studierendenschaft auf den Tag aufmerksam gemacht wird. Parallel musste für die Versorgung der Teilnehmenden gesorgt werden, die in Form von veganen Suppen natürlich „vom besten StuWe“ zur Verfügung gestellt wurde. Darüber hinaus durfte ebenfalls die Vorbereitung der digitalen Infrastruktur nicht vergessen werden. Das bedeutet die Meldekarten und technischen Programme sowie das Protokoll einzurichten. Außerdem müssen vorab alle Anträge gesichtet und in Form einer Tagesordnung sortiert werden, damit am Vollversammlungstag alles einen geregelten Gang gehen kann und Verzögerungen verhindert werden.
Es wird deutlich, dass bei der Planung viel zu beachten ist und selbst kleinere Details von großer Relevanz sein können. Das bedeutet mit dem Näherrücken des Termins unter Umständen viel Stress für die Organisator:innen. Auf die Frage, ob er befürchtet, dass etwas schief gehen könnte, antwortet Nico, dass dieses Gefühl wahrscheinlich immer da ist. Irgendwas geht immer schief, womit man einfach leben muss, egal wie gut geplant wurde. Das liegt in der Natur von solchen Veranstaltungen. Dennoch hat der StuRa-Präsident mit Vorfreude auf die anstehende Vollversammlung geblickt und sich am meisten auf die vielen Meinungen der Studis gefreut: „Wenn das Audimax voll ist und brummt, dann wird das sehr toll. Ich denk da gerne an die Atmosphäre der letzten Jahre.“
Zeit für „ungeheuerliche“ Veränderung
Im Vorfeld rechnete Nico damit, dass das Audimax voll werden würde und diese Erwartungen wurden durch zahlreiche engagierte Studierende sogar noch übertroffen. Zu Beginn der Vollversammlung wurden 528 Studierende gezählt, was sogar weit über den 314 Studierenden liegt die für die Beschlussfähigkeit anwesend sein müssen. Über den Tag verteilt waren sogar über 600 Studierende da und haben fleißig mitdiskutiert. Bei so vielen interessierten Studierenden musste zwischenzeitig mit einem der Arno-Eschs auf einen zweiten Hörsaal ausgewichen werden. Da diese Option immer mit eingeplant wird, stellten die zahlreichen Studis kein Problem dar und waren gern gesehen. Die große Menge an Studierenden sorgte zwar für einen verspäteten Start, jedoch ist ein unpünktlicher Beginn – wie bei so manchen Lehrveranstaltungen ebenfalls – mittlerweile mehr Standard als Ausnahme und sorgt bei den Anwesenden dafür, dass sie sich auf ihren Plätzen mit Snacks und benötigter Technik noch vorm Start gut einrichten konnten.


Nachdem die vielen Grußworte geschafft waren, wobei Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger sogar netterweise versuchte sich an die standardmäßige Redezeitbegrenzung des StuRa bzw. der Vollversammlung zu halten, ging es schon zu den Anträgen. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Studierendenschaft nach den Erfahrungen der letzten Jahre ungeduldiger geworden ist und Diskussionen nicht länger als nötig führen möchte. Kaum doppelten sich Meinungen, wurde prompt in konsequenter Manier mit zwei ausgestreckten Armen ein Geschäftsordnungsantrag auf sofortige Abstimmung gestellt, sodass die übrigen Leute auf der Redeliste schon mal dumm aus der Wäsche guckten, wenn sie den eigenen Senf nicht mehr dazugeben konnten (die Autorin des Textes eingeschlossen). Eine Erfahrung, die äußerst frustrierend sein konnte, vor allem wenn die Fragerunde von so manchen Anwesenden für Aussprache missbraucht wurde. Trotzdem gelang es zumeist respektvoll und zügig die diesjährigen Anträge zu diskutieren. Beendet wurde die Vollversammlung nach beinahe acht Stunden um 17:45 Uhr mit dem Verlust der Beschlussfähigkeit – also ungefähr zwei Stunden nach dem geplanten Ende. Dennoch schafften es nicht mehr alle 19 Anträge diskutiert zu werden. Die nicht mehr behandelten Anträge bleiben trotzdem noch auf der Agenda der Studierendenschaft – innerhalb der nächsten Wochen und Monate wird sich der StuRa diesen widmen.
Sollte tatsächlich entsprechend der Befürchtung des StuRa-Präsidenten etwas Größeres bei der diesjährigen Vollversammlung schiefgelaufen sein, war das außerhalb des Orga-Teams im Plenum definitiv nicht zu merken. Hier und da vergaßen Leute in Mikros zu reden oder diese anzuschalten, größere Probleme traten jedoch abseits von in den Ohren schmerzenden Rückkopplungen jedoch nicht auf. Der ansonsten gut funktionierende Ablauf spiegelte sich bei den Teilnehmenden wider: Viele hoben positiv hervor, wie gut die Veranstaltung besucht war und freuten sich über die relevanten Anträge. Vor allem ein Antrag für einen Stopp von Bundeswehrwerbung in den Mensen und ein weiterer für mehr Praxisnähe im Lehramt wurde gegenüber dem heuler als wichtig hervorgehoben. Nach der Vollversammlung 2025 zeigt StuRa-Präsident Nico sich zufrieden: „nächstes Jahr gerne nochmal“.
