BNE – Bier, Netflix und Entspannen

BNE

von Jonas Müller // Fotos von Jonas Müller

Naja fast. Die Abkürzung BNE bedeutet eigentlich Bildung für nachhaltige Entwicklung. Aber keine Angst, denn ja: auch Bier, Netflix und Entspannen werden eine Rolle spielen. 

Bildung für nachhaltige Entwicklung hört sich an, wie der Slogan für eine coole Unterrichtsstunde eines übermotivierten Referendars in der Oberstufe, könnte aber auch auf dem Wahlplakat der Grünen stehen. In beiden Fällen hat man jedenfalls keine Ahnung, was sich wirklich dahinter verbirgt. Es wirkt wie eine große, edle Phrase, die jedoch etwas inhaltsleer erscheint. Wir wagen den Versuch, diese Leere für dich zu füllen. Für uns bedeutet BNE, vor dem Hintergrund der drei Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales sowie deren Verknüpfung untereinander, zukunftsfähige Handlungskompetenzen durch kritisches Denken und Reflexion zu erwerben. Dieser Erwerb entspricht einem lebenslangen und generationsübergreifenden Prozess.

Lass die nachfolgenden Fragen und Ausrufe auf dich wirken:
Willst du auf der Erde leben, die du zurücklässt?
Fahr’ Fahrrad!
Ist das eine Plastiktüte oder eine Qualle?
Spendest du Blut?
Hinterfrage deine und andere Rollenbilder!
Was hat Mikroplastik mit Autofahren zu tun?
Stoffbeutel dabei?
Spendest du Kleidung, die du nicht mehr trägst? 
Brauchst du das Neuste oder willst du das Neuste?
Ist der Weg zum nächsten Mülleimer wirklich zu weit?
Reduzierst du deinen Fleischkonsum?

BNE hat mit all diesen Sätzen, Aussagen und Denkanstößen zu tun. Die UNO hat 17 Ziele formuliert, die unter anderem diese Fragen und Lösungsansätze zum Ziel haben. Einfache alltägliche Dinge, die BNE in unsere Leben holen. 
BNE als weltrettender Gedanke? 
BNE betreiben kann jede:r, also versuch es einfach mal! 

Bier, Netflix und Entspannen kommen sofort, aber immer der Reihe nach. Es gibt einen Ort, an dem alles davon wahr wird und an dem all das noch besser ist als auf der heimischen, eingesessenen Couch. Es ist ein Garten. Was ist an einem Garten besser als an deiner Couch? Mehr Platz, frische Luft, Blumenduft und vieles mehr. Das findest du nur fünf Minuten vom Campus Südstadt entfernt. Raus aus der Bahn gehst du nicht schnurstracks Richtung Bibliothek, sondern drehst dich einfach um 180 Grad weg vom Tumult und erblickst das Gelände des Kleingartenvereins Weiße Rose. In diesem hat die Universität einen Gemeinschaftsgarten, der für dich frei zugänglich ist. Keine Vereinsmitgliedschaft, kein Eintritt oder Kämpfe um freie Arbeitsplätze erwarten dich, sondern gemütliche Palettenbänke und eine Hollywoodschaukel im Grünen stehen dir zur Verfügung. Natürlich kannst du auch Freund:innen mitbringen.

BNE ist zusammen nämlich noch besser. Gemeinsam über Umweltschutz, reale Bedürfnisse oder Probleme zu reflektieren macht erstens mehr Spaß und ist zweitens oftmals auch hilfreicher und vielperspektivischer. BNE ist einen Versuch wert. Wir haben es probiert und es ist uns nicht immer leichtgefallen, weil Veränderungen auch Schwierigkeiten mit sich bringen. BNE bedarf eines Netzwerkes, einer Arbeit mit vielen verschiedenen Teilnehmenden, Expert:innen und Naturliebhaber:innen. Im Rahmen der Uni kann man so ein Netzwerk erleben. Was bedeutet es für einzelne Akteur:innen, sowohl für Studierende als auch Dozierende und Externe? Hier ein paar Meinungen, die euch vielleicht inspirieren:


Nicole Pelz (Tutorin): „Für mich ist das Netzwerk ungemein bereichernd […] Überall findet man sich ein bisschen wieder und kann Neues dazulernen. Dies hat mir geholfen, meine Kompetenzen weiterzuentwickeln und mich selbst als wirksam zu erleben.“

Frederik Ernst (Dozierender): „Das Netzwerk bietet Motivation und Inspiration, weil diese Form der Arbeit mit Frustration und Hürden verbunden ist und das Netzwerk da immer hilft, dem standzuhalten. Im Netzwerk wird zusammen weitergedacht und neue Ideen werden entwickelt. Man baut gemeinschaftlich etwas auf, was man allein nicht hinbekommt.“

Davin Junck (Tutor): „Das Netzwerk bietet mir durch die vielfältigen Netzwerkpartner die Möglichkeit, mein Wissen in den Bereichen des Gärtnerns und BNE zu vergrößern. Während der gemeinsamen Arbeit habe ich neue Möglichkeiten der Nachhaltigkeit entdeckt und konnte mich so persönlich weiterentwickeln. […] Für mich ist das Netzwerk etwas, für das es sich lohnt, sich darin zu engagieren.“

Clara Mollenhauer (Tutorin): „Das Netzwerk finde ich unheimlich inspirierend. Es besteht aus herzlichen und realistisch-optimistischen Menschen mit Drive, die sich alle für die gleiche Sache begeistern und mit intrinsischer Motivation gemeinsam daran arbeiten, das Bildungssystem etwas aufzurütteln, Menschen zusammenzubringen, eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten und auf das sehr relevante und – für die Zukunft auch sehr wichtige – Thema BNE aufmerksam zu machen.“

Judith Koch (Kleingarten Weiße Rose): „Als Projektleitung des Gemeinschaftsgartens in unserem Kleingartenverein liegt mir die Weiterentwicklung des Gartenprojekts sehr am Herzen. […] Die Jüngsten aus Kitas erleben schöne, praktische Stunden im Erlebnisgarten. Viele Schulkinder erfahren durch Zusammenarbeit mit Studierenden im Garten eine wertvolle Bereicherung ihres Unterrichts. Den Lehrern ermöglichen wir durch die offene Gartentür einen Lernraum. Für eure Ausbildung schaffen wir einen Raum zum Ausprobieren. Und nicht zuletzt erfahren wir Kleingärtner […] über den Garten hinaus eine Wertschätzung. […] Denn hier können alle erleben, dass man das erntet, was man säht! Das ist zwar ein uralter Spruch, der aber im heutigen Nachhaltigkeitsboom hipper ist, denn je. […] Das sollte der Gemeinschaftsgarten von Anfang an werden: ein Ort der Begegnung für Menschen mit Menschen, Tieren, Pflanzen und sich selbst!“

Annette Elsner (Lehrerin): „Vorteil ist auf jeden Fall, dass neue Impulse durch das Netzwerk neue Motivation bringen […]. Bei uns in der Schule hat sich durch meinen Kontakt mit dem Netzwerk viel verändert, da wir neue Kooperationen mit Acker e.V. haben! Ich sehe außerdem einen großen Gewinn in der Kooperation von Uni und Lehramtsstudenten und Schule. Für uns Lehrerinnen in der Grundschule und unsere Schulkinder und auch für die Studierenden ein lebendiger Austausch und neue Erfahrungen! Lernen voneinander und miteinander! Der Erlebnisgarten ist ein beliebter außerschulischer Lernort!“

So und jetzt hast du den vollen Durchblick, was BNE ist, oder!? 

BNE ist sehr komplex: Bildung, Entspannen, Nachhaltigkeit, Bier, Entwicklung und Netflix sind auf jeden Fall nur Teile davon. Dieser Beitrag soll ein kleiner Anstoß sein. BNE lebt von Vielen – von Menschen, Meinungen, Themen und Vernetzung. Also auch wenn es dir noch nicht ganz klar ist, was BNE genau umfasst, ist das kein Grund zum Verzweifeln. Du trägst bestimmt schon einen Teil dazu bei.
Hier noch ein paar Eindrücke aus dem Erlebnisgarten. Wir gärtnern, arbeiten mit Kindern, tauschen uns aus, reflektieren und gestalten die Welt dadurch ein wenig besser. Also komm einfach vorbei und versuch es auch mal!

BNE

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