Faires neues Jahr — Schokolade

von Nelly Bimberg und Andrea Kiep // Illustration: Rosa Staiger

Warum Schokolade fairnaschen?

Im Januar habe ich als AStA-Referentin für Nachhaltigkeit und Infrastruktur die Veranstaltung „Faires neues Jahr“ organisiert. Einen Nachmittag lang gab es verschiedene Vorträge, die die unterschiedlichen Dimensionen vom Fairen Handel beleuchteten. Unter anderem dabei war Andrea Kiep, Fair-Handels-Beraterin für Mecklenburg, die einen sehr aufschlussreichen Vortrag über Kakao und Schokolade gehalten hat. Da jede*r Deutsche durchschnittlich ca. 110 Tafeln Schokolade im Jahr isst (das sind zwei pro Woche!), bin ich mir sicher, dass die Thematik noch für mehr Menschen interessant ist.

Wie wird Kakao angebaut und gehandelt?

Der Kakaobaum gehört zur Familie der Malvengewächse und sein lateinischer Name Theobroma cacao bedeutet etwa so viel wie „Speise der Götter“. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Mittelamerika, heutzutage wird Kakao aber auch in afrikanischen Ländern und Teilen von Südostasien angebaut. Besonders Westafrika ist mit einem Anteil von 70 % an der weltweiten Rohkakaoernte ein sehr wichtiger Player. Die Kakaoernte ist eine harte Arbeit. Die bis zu einem halben Kilo schweren Früchte vom Stamm zu schlagen, benötigt viel Kraft. Danach müssen die Samen aus den Schoten gepult werden, fünf bis sechs Tage zum Beispiel unter Bananenblättern fermentieren und dann ausgebreitet in der Sonne trocknen. Daraufhin können diese Rohkakaobohnen weiterverarbeitet werden. Dies geschieht aber in der Regel nicht in den Anbauländern, sondern etwa hier in Europa. In Deutschland wird allein 10 % der weltweiten Kakaoernte vermahlen. Nur wenige Konzerne auf der Welt dominieren die Verarbeitung von Kakao und die Produktion von Schokolade. Dieser Marktmacht stehen ca. 5,5 Millionen Kleinbäuerinnen und -bauern gegenüber. Die Wirtschaft einiger Anbauländer ist immer noch stark von Kakao abhängig, besonders etwa Ghana und die Côte d’Ivoire. Die Kleinbäuer*innen und Plantagenarbeiter*innen bekommen nur sehr niedrige Preise bzw. Löhne für die harte Arbeit und leiden oftmals unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Besonders erschreckend sind die Zahlen der ausbeuterischen Kinderarbeit: auch wenn schon seit 2001 von der Schokoladenindustrie versprochen wurde, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit im Kakaoanbau zu beenden, arbeiten noch heute mehr als 1,5 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen in Westafrika.

Wozu wird ein Lieferkettengesetz benötigt?

Unternehmen versprechen seit über 20 Jahren, gegen Missstände auf Kakaoplantagen vorzugehen. Doch ausbeuterische Kinderarbeit und Armut gehören noch immer zum Alltag der Kakaobauernfamilien. Deshalb ist jetzt die Politik gefragt! Viele fordern seit Längerem ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen zur Einhaltung der Menschenrechte auch im Ausland verpflichtet. Für Schäden an Mensch und Umwelt in ihren Lieferketten wären Unternehmen dann verantwortlich und müssten bei Verstößen gegen ihre Sorgfaltspflichten haften. Betroffene hätten ein Klagerecht und Anspruch auf Entschädigung. Mehr zum Lieferkettengesetz und zur Petition an Minister Altmaier unter: lieferkettengesetz.de

(Das INKOTA-netzwerk hat vor einigen Jahren eine Kampagne für faire Schokolade gestartet. Unter de.makechocolatefair.org gibt es viele interessante Hintergrundinfos und Mitmach- Angebote).

Was kann jede*r von uns tun?

Natürlich könnte man jetzt aus diesen Fakten schlussfolgern, dass es am besten sei, einfach gar keine Schokolade zu essen. Ich weiß aber, dass das für viele keine Option ist und das muss es auch nicht sein! Eine gute Möglichkeit ist es, Schokolade aus Fairem Handel zu kaufen.
Damit unterstützt ihr Kleinbäuer*innenkooperativen, die für ihren Kakao einen festen Mindestpreis, bzw. bei Weltmarktpreisen einen darüber liegenden Preis, bekommen. Zudem gibt es eine Fair-Handels-Prämie für lokale Projekte und für Bio-Kakao einen zusätzlichen Aufschlag. Langfristige Handelsbeziehungen ermöglichen Planungssicherheit, die sonst selten zu finden ist. Der Großteil des Kakaos aus Fairem Handel kommt übrigens aus ökologischem Anbau, wozu die Produzent*innen beraten werden, aus Respekt vor Mensch und Umwelt.

… und wie erkennst du fair gehandelte Schokolade?

Da der Begriff „fair“ anders als „Bio“ leider nicht geschützt ist, muss man sich hier ein bisschen mit den anerkannten Siegeln und Zeichen auskennen. Im Supermarkt könnt ihr oft das grün-blau- schwarze Fairtrade-Siegel sehen. Das gilt dann für dieses einzelne Produkt, welches gemäß der internationalen Fairtrade-Standards produziert wurde.

Es gibt auch sogenannte Fair-Handels-Importorganisationen, die ausschließlich im Fairen Handel tätig sind und deren Engagement auch für die Handelspartner*innen deutlich über das von Fairtrade hinausgeht. Zu diesen Unternehmen zählen u. a. die Gepa, El Puente, WeltPartner und Globo. Mit FairAfric gibt es zudem fair gehandelte Schokolade, die in Ghana produziert wird und somit vor Ort Arbeitsplätze geschaffen werden (mehr zum Unternehmen unter: fairafric.com).

Mehr zum Fairen Handel und woran Produkte zu erkennen unter:

www.forum-fairer-handel.de/fairer-handel/faire-produkte-erkennen

Wenn ihr verständlicherweise keine Lust habt, bei jedem Einkauf auf die verschiedensten Siegel zu achten, kann ich euch nur ans Herz legen, Schokolade, Kaffee oder Geschenke im Weltladen zu kaufen. Hier findet ihr nur Produkte aus Fairem Handel und könnt alles, was ihr dort findet, ganz beruhigt genießen! Im Weltladen könnt ihr aber nicht nur einkaufen, sondern auch mitmachen – im Verkauf, beim Einkauf, in Ladengestaltung, Öffentlichkeitsarbeit oder bei Aktionen. Geboten wird ein nettes Team Ehrenamtliche*r, eine umfassende Einarbeitung, Mitsprache- und Gestaltungsmöglichkeiten … und nicht zuletzt „Engagement mit Sinn!“

Der Weltladen ist im Ökohaus, Hermannstraße 36, und hat gerade geöffnet: Mo-Fr: 12:30-16:30 Uhr und Sa: 10:00-14.00 Uhr. Mehr unter: www.weltladen-rostock.de.

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