Von David Wolf // Foto von Jonas Müller
Unter diesem Motto standen deutschlandweit die Kundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbunds (GDB) zum Tag der Arbeit. Nach einer zweijährigen, durch die Corona-Pandemie bedingten Zwangspause, fanden sich am Sonntag wieder mehrere hundert Demonstrierende in Rostock zusammen, um für soziale Gerechtigkeit, angemessene Löhne und gerechte Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Für alle, die mehr über die Ursprünge und die Entwicklungen des Tages der Arbeit erfahren möchten, hat der heuler bereits letztes Jahr einen Artikel veröffentlicht.
An einem zunächst noch bedeckten, aber dennoch angenehm warmen Sonntagvormittag soll eine Fahrraddemonstration den Start in den 1. Mai markieren. Um 10 Uhr treffen sich die Demonstrierenden auf dem Doberaner Platz. Die Stimmung ist zunächst noch etwas zurückhaltend. In der Menge lassen sich Flaggen der SPD, Linken und den Grünen erkennen. Eine Gruppe trägt Schilder der Jungsozialist:innen (JUSO) auf dem Rücken. Kurz nach 10 Uhr beginnen die ersten Reden.
Die Jugendorganisationen der Parteien stellen je eine:n Redner:in. Zudem sprechen auch Vertreter:innen der DGB Jugend und Fridays for Future. In ihren kurzen Ansprachen betonen alle Redner:innen, wie wichtig es sei, einen Ausgleich zwischen sozialer Gerechtigkeit und dem Klimaschutz zu finden. Olli von den JUSOs warnt, dass Soziales und der Umweltschutz nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Der Sprecher der Linksjugend erklärt, dass nicht der Klimaschutz, sondern der Klimawandel eine Bedrohung für die Arbeitsplätze darstelle. Vertretend für die Studierendengemeinschaft hält Lara vom AStA eine Rede. Sie betont, dass vor allem in der Lehre der Fokus mehr auf Kompetenzen für ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Lernen gelegt werden müsse.
Ein wenig später, gegen 10.30 Uhr, soll es schließlich losgehen. In Begleitung der Polizei und mit etwas Musik machen sich ca. 150 Fahrradfahrende auf den Weg. Neben der Stimmung lockert sich nun auch der Himmel etwas auf. Schließlich traut sich auch die Sonne heraus. Entlang der Langen Straße führt der Weg vorbei am Neuen Markt und dem Lindenpark. Währenddessen sperrt die Polizei immer wieder Kreuzungen ab, an denen wartende Autos mit dem Klingeln der Fahrräder begrüßt werden. In einem gemächlichen Tempo fahren die Räder vorbei am Ulmencampus, dem Hohlbeinplatz und dem Botanischen Garten. Mittlerweile schwillt auch die Lautstärke der Demonstrierenden weiter an. Neben den Gesprächen, dem Klingeln und dem Pfeifen, ertönt aus den Boxen die Stimme des Rostocker Sängers Marteria mit seinem Lied Das Geld muss weg. Hinter dem Ostseestadion, auf dem Kastanienplatz, warten schon ca. 500 Personen auf das Ankommen der Fahrraddemonstration.
Auf dem von Bäumen umgebenen Platz können sich die Demonstrierenden nun ein wenig erholen und mit Getränken und Essen stärken. Für die Kinder hat der Circus Fantasia einige Spielsachen bereitgestellt und einen kleinen Parkour aufgebaut. Neben den Ständen der Linken, Grünen und SPD sind unter anderem Mitarbeiter:innen der Rostocker Tafel oder des Frauenverbands Courage anwesend.
Um 12 Uhr treten die Bundestagsabgeordneten Dietmar Bartsch und Katrin Zschau, zusammen mit Vertreter:innen aus regionalen Betrieben, auf die Bühne. Im Gegensatz zu vielen anderen Kundgebungen soll hier keine Rede gehalten, sondern ein Gespräch über die Lage der Industrie in Rostock geführt werden. Bartsch, der eine Nelke an der Brust trägt, spricht von einer Zeitenwende, die nicht das Militär, sondern die Industrie betreffe. Glasklar sei, dass regionale Interessen stärker wahrgenommen werden müssen. Als Bartsch mit seinem Beitrag fertig ist, ertönt ein reger Applaus aus dem Publikum. Katrin Zschau spricht davon, dem Schiffbau einen größeren Stellenwert beizumessen. Dafür wolle sie zum einen für den Standort werben und zum anderen dafür sorgen, dass die nötigen Rahmenbedingungen bestehen. „Wenn es etwas gibt, worüber wir uns hier alle einig sind, wäre das, dass dieser wahnsinnige Krieg in der Ukraine ein Ende finden muss“, meint Bartsch zum Ende des Gesprächs auf die Frage, was er sich wünschen würde, wenn er einen Wunsch frei hätte.
Schließlich klingt der Nachmittag mit Liedern des Rostocker Chors Roter Hering aus. Selbst beschreiben sie sich als Chor, der Punkrock und Arbeiter:innenlieder singt. Auf ihrer Website schreiben sie dazu: „Das Singen dieser Lieder ist Ausdruck einerseits von Benachteiligung und Unterdrückung lohnabhängiger Beschäftigter, andererseits aber auch von ihrer Gegenwehr und Zukunftsgewissheit“.
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