Adventskalenderkapitalismus

 von Ayleen Rauschenbach //  Illustration von Emma Moehrke

„Alle Jahre wieder-“ erwarten wir ab September schon wieder Weihnachtsschokolade, Christbaumkugeln und alle möglichen Adventskalender in Supermärkten, Kaufhäusern oder gar Drogeriemärkten. Obwohl sich jedes Jahr wieder viele Menschen darüber aufregen, wie früh es doch wieder ist, wird doch reichlich schon so früh gekauft. Man ist umgeben von Schokoladen- und Lebkuchenduft und selbst die zahlreichen Adventskalender machen vor ihrer Vielfalt keinen Halt. Es finden sich alle möglichen Adventskalender in den Schaufenstern und auf den Schaustellern mitten im Laden wieder. Es scheint jedes Jahr immer mehr zu geben und früher anzufangen.

 

Denn Adventskalender ist nicht mehr gleich Adventskalender.

 

Bereits seit dem 19. Jahrhundert gib es Adventskalender, um die Wartezeit bis Weihnachten zu verkürzen [1]. Doch die typischen Schokoladenkalender sind in der heutigen Zeit fast schon zu simpel, denn die Unternehmen haben zahlreiche neue kommerzielle Ideen. Adventskalender für Kosmetik, für Getränke – ja, sogar für Bier, für Spielsachen, Schmuck, Merchandise oder Literatur, für jeden Bereich im Leben wurden Adventskalender entwickelt. Es gibt jetzt sogar schon Adventskalender für Haustiere, sodass dein Hund oder deine Katze jeden Tag eine Leckerei bekommt. Diese haben zwar keine Ahnung von Adventskalendern oder Weihnachten, aber freuen werden sie sich bestimmt über Leckerlies.

 

Fakt ist, Adventskalender sind heute sehr vielfältig.

 

Aber lohnen die sich überhaupt, oder rutschst du dort in eine kapitalistische Scam-Sache rein? Durch die sehr große Auswahl an verschiedenen Kalendern differenzieren sich natürlich die Preise. Will man einen Markenadventskalender von z.B. renommierten Beauty- und Modemarken haben, zahlt man schon Kosten im dreistelligen Bereich, aber auch Spirituosenkalender gehen über die hundert Euro hinaus. Schokoladenkalender weichen dabei von Cent-Beträgen zu teuren Markenhersteller*innen, wobei man hier auch bis zu dreißig Euro lassen kann.

Gerade bei den Kosmetik-Adventskalendern versprechen die Hersteller*innen, dass der Inhalt mehr Wert ist als der Preis, den man für die Kalender ausgibt. Dies scheint tatsächlich (oft) auch der Fall zu sein. Der Wert des Inhalts liegt meist zusammengerechnet über den Kaufpreis. Schließlich zahlt man für Markenparfüms, Beauty- und Skincareprodukte schon einzeln viel Geld, so kommt man zusammengerechnet über den Kaufpreis des Adventskalenders. Selbst die Qualität scheint bei dengroßen Beautyhersteller*innen nicht durch die Adventskalender nachzulassen [2]. Nachteile sind aber, dass Beautysachen oft nicht zu bestimmten Hauttypen passen, so kann es vorkommen, dass man etwas erhält, was man nicht benutzen kann oder Parfüme bekommt, deren Düfte einem nicht wohltun. Zum anderen bekommt man oft auch nur Probierfläschchen der Parfüms [3]. Obwohl der Kaufpreis sehr hoch und es ein Privileg ist, sich dies leisten zu können, so bekommt man aber für den Preis ein ordentliches Endprodukt, was sich lohnt. Dennoch sollte man aufpassen, da auch große Marken ihren Kunden scamen könnten und sie für teure Adventskalender nur billigen Plastikinhalt bekommen [4].

Bei Merchandise Produkten sieht dies ähnlich aus. Einige dieser Produkte können sehr vielfältig sein und für viele Fans ein absolutes Must-Have. Dennoch muss man auch hier aufpassen, da manche sehr eintönig wirken können oder bei manchen Produkten Fehler vorliegen könnten, was für den Preis dann doch enttäuschend ist und man sich fragen muss, ob der Preis dafür gerechtfertigt ist. Gerade wenn man sehr viel Geld für den Kalender ausgegeben hat. Bei Merchandise-Adventskalendern liegen die teuersten sogar bei über tausend Euro. Sollten dort Fehler vorhanden sein, ist dies schon eine ziemliche Enttäuschung [5]. Allgemein ist bei Merchandise-Adventskalender Vorsicht geboten, ob die Qualität wirklich dem Preis der Ware entspricht [6].

Selbst bei typischen Schokoladen-Adventskalendern sollte man sich fragen, ob sich teure Markenschokoladen-Adventskalender für über zehn Euro lohnen, da sich meist nur ein kleines Stück Schokolade in den Türen befindet. Die Schokolade ist meist zwar hochwertiger, dennoch stellt sich die Frage, ob sich das Preis-Leistungsverhältnis sinnvoll ist.

Sind die Adventskalender also ein Betrug?

Das kommt natürlich, von Fall zu Fall, darauf an. Einerseits gibt es Adventskalender, in denen die Produktpreise im Inneren den Marktpreis übersteigen, andererseits berichten viele von Betrügereien bei einigen Adventskalendern. Gerade bei manchen Influencern und Influencerinnen, die mit ihren eigenen Adventskalendern werben, kann man schnell auf eine Betrugsmasche reinfallen [7]. Nicht jeder Adventskalender ist also per se ein Scam, viele Produkte haben durch ihre Qualität einen höheren Preis, obwohl viele Preise daran zweifeln lassen, da dennoch viele einfach sehr überteuert sind. Es ist also Vorsicht geboten.

Es gibt bereits viele Videos von Tester*innen, die verschiedene Adventskalender von verschiedenen Marken ausprobieren. Obwohl diese sich oft als lohnend entpuppen, ist leider die Anzahl an Scam- und Betrugs-Adventskalendern nicht gerade klein. Oft ist der Inhalt einfach nicht mit dem Marktpreis gerechtfertigt, oder die Kalender kommen schon fehlerhaft an. Die Unternehmen wissen, dass die Menschen gerne zur Weihnachtszeit kaufen, also produzieren sie alle möglichen Adventskalender, die im Endeffekt auch gekauft werden. So verdienen sie an unserer Konsumgesellschaft. Dies könnte der Grund sein, warum es jetzt schon Oster- und Silvesterkalender gibt. Aber ob die sich durchsetzen, ist eine andere Frage.

Aber was kann man tun, um günstige Adventskalender zu bekommen?

Da gibt es viele Möglichkeiten. Zum einen sind die meisten Kalender nach dem ersten Dezember im Sale, sodass man nicht mehr den originalen Preis zahlt. Eine andere Idee wäre, sich mit Freund*innen oder Familienmitgliedern zusammenzutun und selbstgemachte Adventskalender für den jeweils anderen zu basteln. Dort kann man den Wert des Türcheninhalts ganz selbst entscheiden und es ist außerdem eine schöne Idee, der anderen Person eine Freude zu bereiten. Denn Adventskalender sind an sich eine schöne Sache. Zum Beispiel gibt es jetzt für Menschen mit anderen Religionen Kalender, wie den Ramadankalender [8]. Auch gibt es bereits vegane und nachhaltige Adventskalender und Charity-Adventskalender, bei denen sogar bei jedem Kauf gespendet wird. Dort kann man sich selbst Adventskalender kaufen und dabei etwas Gutes tun [9].

Adventskalender sind also nicht immer nur überteuert oder ein Betrug. Es gibt bereits so viele von allen möglichen Lebensbereichen, dass man oft überfordert ist und sich fragt, welchen Kalender man sich kaufen soll. Hierzu wird geraten, es sich gut zu überlegen und vielleicht vorher zu informieren, ob sich gewisse Adventskalender lohnen.

Eins steht jedoch fest, Adventskalender werden jedes Jahr teurer und vielfältiger. Ich persönlich denke, es ist schön jedes Jahr einen Kalender zu haben und sich jeden Tag auf eine kleine Überraschung zu freuen. Dennoch sollte man sich fragen, ob sich teure Adventskalender überhaupt lohnen, oder ob man den kapitalistischen Unternehmen nicht damit in die Hände spielt, die sowieso nur von der Konsumgesellschaft profitieren. Dies ist zwar schade, da der eigentliche magische Gedanke der Adventskalender für kommerzielle Gedanken ausgenutzt wird. Wenn du dir jedoch einen teuren Adventskalender von deiner Lieblingsmarke kaufen willst, dann ist es ganz dir überlassen.


[1] Galileo: Die Geschichte des Adventskalenders (https://www.galileo.tv/life/adventskalender-geschichte-teuester-adventskalender/) [Zugriff 07.11.2023]

[1] Glamour: 19 Luxus-Adventskalender von Dior, La Mer, Swarovski & Co. (https://www.glamour.de/artikel/luxus-adventskalender) [Zugriff 30.10.2023]

[2] Malwanne: Der Maybelline Silvester Adventskalender 2023 lässt zu viele Fragen offen.. (https://www.youtube.com/watch?v=9tF5ZCii7hg) [Zugriff 30.10.2023]

[3] Tag 24: Frau zeigt Inhalt von 800 Euro teurem Adventskalender und sorgt für Fassungslosigkeit (https://www.tag24.de/thema/internet/soziale-medien/tiktok/chanel-frau-zeigt-inhalt-von-800-euro-teurem-adventskalender-und-sorgt-fuer-fassungslosigkeit-2236945) [Zugriff 05.11.2023]

[4] Malwanne: Der TEUERSTE Adventskalender aller Zeiten?! 1200€ SWAROVSKI x DISNEY Adventskalender 2023 (https://www.youtube.com/watch?v=iXUNvBPXWAU) [Zugriff 01.11.2023]

[5] Zusammengebaut: LEGO 41758 Friends Adventskalender im Review (https://zusammengebaut.com/lego-41758-friends-adventskalender-im-review-es-weihnachtet-ab-dem-1-september-172874/ ) [Zugriff 05.11.2023]

[7] T-Online: Luxus trotz Insolvenz (https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_89105924/)[Zugriff 07.11.2023]

[8] SugarGang: Ramadan Adventskalender: (https://sugargang.com/pages/ramadan-kalender) [Zugriff 07.11.2023]

[9] Adventsome: Der nachhaltige Start-up Adventskalender (https://www.adventsome.de/) /

24 Gute Taten Adventskalender: Spenden schenken ist schön (https://www.24-gute-taten.de/) [Zugriff 07.11.2023]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert