von Joanna Fackendahl // Illustration von Luca Butt
Das Wochenende ist da, die Bibliothek macht Platz für den Dancefloor und die Nacht ruft nach Spaß und guter Musik. Doch nicht immer bleibt der Abend unbeschwert. Leider kommt es in Bars und Clubs immer wieder zu Situationen, in denen Grenzen überschritten werden, sei es durch unangemessene und unerwünschte Annäherungen oder schlichtweg das Gefühl, sich unwohl zu fühlen. Genau hier können sogenannte Safe Words den entscheidenden Unterschied machen.
Aber was sind Safe Words?
Safe Words sind Codewörter oder Signale, die Gästen eine diskrete Möglichkeit bieten, Hilfe zu holen, wenn sie sich bedroht oder belästigt fühlen. Diese Wörter finden Betroffene häufig auf den Toiletten, damit diese nicht öffentlich zugänglich sind und ihre Funktion behalten. Die Idee dahinter ist simpel: Anstatt eine unangenehme oder gefährliche Situation direkt ansprechen zu müssen, was oft schwierig oder auch riskant sein kann, gibt es ein vereinbartes Wort oder eine Bestellung, die das Personal darauf aufmerksam macht, dass etwas nicht stimmt. Beispielsweise haben viele Clubs und Bars ein Getränk etabliert: Bestellt jemand einen speziellen Drink, weiß das Personal, dass Unterstützung nötig ist. Je nach Variante wird dann entsprechend reagiert, etwa indem ein Taxi gerufen, ein Sicherheitsdienst hinzugezogen oder die Polizei verständigt wird.
Warum sind Safe Words so wichtig?
In einer perfekten Welt bräuchten wir solche Systeme nicht. Aber die Realität sieht anders aus: 43% der Frauen und 12% der Männer geben an, bereits sexuell belästig worden zu sein. [1] Gerade in der ausgelassenen Atmosphäre von Partynächten können Grenzen manchmal unsicher werden, und es kommt vor, dass Menschen Signale oder nonverbales Verhalten missinterpretieren. Doch niemand sollte sich rechtfertigen müssen, warum er oder sie sich unwohl fühlt. Genau hier setzen Safe Words an: Sie schaffen eine Brücke zwischen Hilfebedarf und Unterstützung, ohne die Situation unnötig zu eskalieren.
Wie kann ich selbst helfen?
Natürlich liegt es nicht allein beim Personal, für Sicherheit zu sorgen. Jede:r von uns kann einen Beitrag leisten, um die Partykultur sicherer zu machen:
Augen offenhalten: Siehst du jemanden, der sich unwohl zu fühlen scheint? Sprich die Person an und frage, ob alles in Ordnung ist. Manchmal reicht schon ein „Ist das dein:e Freund:in?“ oder „Braucht du Hilfe?“ aus, um jemandem eine Ausflucht zu ermöglichen.
Kein Wegschauen: Belästigung geht uns alle etwas an. Schweigen oder Ignorieren macht dich zum Teil des Problems.
Verantwortung zeigen: Solltest du selbst in einer schwierigen Situation stecken, zögere nicht, ein Safe Word zu nutzen. Es ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Selbstschutz.
Letztendlich geht es darum, dass sich alle sicher fühlen können und das unabhängig von Geschlecht bzw. Gender. „Safe Words“ sind damit ein Schritt in die richtige Richtung, um Clubs und Bars zu Orten zu machen, an denen jede:r wirklich frei und unbeschwert feiern kann.
Also, wenn du das nächste Mal unterwegs bist, achte auf Hinweise in der Bar und sprich mit deinen Freund:innen darüber. Je mehr Menschen davon wissen, desto besser funktionieren diese Systeme. Gemeinsam können wir die Nacht ein kleines bisschen sicherer machen, für uns alle.
Also bleib achtsam, bleib respektvoll, und vor allem: Hab Spaß!
[1] Stern. Männer in Deutschland gestehen massenhaft sexuelle Belästigung. https://www.stern.de/gesellschaft/jeder-sechste-deutsche-mann-gibt-sexuelle-belaestigung-zu-7678050.html