Von Hanna Birkenhagen // Illustration von Rosa Staiger
Liebe Kommilitonen,
die treuen und aufmerksamen Leser unter euch werden im Laufe der letzten Ausgaben des heulers einige Änderungen und Entwicklungen bemerkt haben. Jahrelange Redaktionsmitglieder wurden verabschiedet, neue Ressortleiter brachten frischen Wind in unser geliebtes Magazin und stetig wechselnde freie Autoren setzen regelmäßig das i-Tüpfelchen auf unseren Wortsalat. Doch eine Entwicklung lässt sich nun schon seit etwa 7 Jahren verfolgen und liegt uns sehr am Herzen, weshalb sie einen eigenen Artikel verdient.
Doch bevor wir zum Eingemachten kommen… : Na, ist dir etwas aufgefallen? Richtig! Der vorangegangene Absatz ist nicht gegendert. Hat dich das gestört? Mich hat es jedenfalls gestört, diesen Absatz zu schreiben. Ich bin, genauso wie die meisten anderen Autor:innen des heulers, mittlerweile sehr an das Gendern gewöhnt, da wir jeden unserer Artikel auf diese Weise verfassen. Und genau darum soll es hier gehen: Wie gendert der heuler und warum? Seit wann gendern wir? Und welche Tipps haben wir für euch?
Der heuler ist ein Magazin von Studierenden für Studierende – und zwar ohne Einschränkungen. Wir möchten mit unseren Artikeln jede:n ansprechen und niemanden ausschließen. Aus diesem Grund hat sich die Redaktion aus dem Jahr 2014 in Heft Nr. 107 erstmals dazu entschieden, gendern zum Thema zu machen. Damals wurde es allen Autor:innen freigestellt, in ihren Artikeln eine gendergerechte Sprache zu verwenden. Vor etwa 2 Jahren hat die heuler-Redaktion gemeinschaftlich beschlossen, dies in jedem Artikel zu tun.
Sprache beeinflusst unser Denken. Das generische Maskulinum steht aus grammatischer Sicht per Definition stellvertretend für jede:n. Alle Personen, die sich nicht als männlich beschreiben, sind dementsprechend einfach mit gemeint. Dass dieses Denken zu Problemen führt, ist keine Überraschung und auch keine Neuigkeit. Eine Lösung für diese Probleme bietet die gendergerechte Sprache. Doch wie wird eigentlich am besten gegendert? Feminisierung, Neutralisierung, Binnen-I, Gender-Gap, Sternchen – wir haben alle Möglichkeiten durch.
Zu Beginn des laufenden Jahres haben wir, als aktuelle heuler-Redaktion, erneut über das Thema diskutiert und uns dazu entschieden, einheitlich auf den Doppelpunkt umzusteigen. Grund für diese Entscheidung ist, dass der Doppelpunkt den inklusiven Gedanken des Genderns am besten erfüllt. Wenn sich Personen mit Sehbehinderung einen Text durch die Sprachausgabe eines Smartphones oder Computers vorlesen lassen, wird „Leser_innen“ als „Leser Unterstrich innen“ und „Leser*innen“ als „Leser Sternchen innen“ vertont. Wird allerdings der Doppelpunkt genutzt, so wird lediglich eine Pause gelassen – wie wir es in gesprochener gendergerechter Sprache auch tun.
Als ich noch neu beim heuler war, tat ich mich anfangs sehr schwer mit dem Gendern. Ich verstand und unterstützte den Gedanken dahinter, empfand es allerdings als ungewohnt und teilweise auch als störend. Mittlerweile geht es mir sehr leicht von der Hand und etwas leichter von der Zunge. Trotzdem ist der geschriebene Doppelpunkt und die gesprochene Pause keine besonders elegante Lösung. Zumindest dann nicht, wenn sie gehäuft vorkommen. Aus diesem Grund verwenden wir im heuler und auch ich beim Sprechen so oft wie möglich eine neutrale Bezeichnung. Wir schreiben nicht „Student:innen“, sondern „Studierende“. Ich sage nicht „Dozent:innen“, sondern „Dozierende“. Auf diese Weise stört die gendergerechte Sprache weder euren Lesefluss noch meinen Redefluss. Eine sehr empfehlenswerte Internetseite, die wir gerne nutzen, um nach solchen Begriffen zu suchen, ist https://geschicktgendern.de.
Veränderungen sind am Anfang immer schwierig. Menschen sind eben Gewohnheitstiere. Dennoch lohnt es sich bei einigen Dingen, dafür zu arbeiten und zu kämpfen, um diese anfänglichen Schwierigkeiten zu überwinden. Wir wollen niemanden ausschließen. Dann sollten wir diese Haltung auch durch unsere Sprache nach außen tragen.