Von Hannah Miltzow // Illustration von Emma Moehrke & Steffen Dürre
Im Februar findet seit Jahrzehnten alljährlich der Black History Month statt. Die Idee dahinter ist es die Geschichte, Kultur und Errungenschaften Schwarzer sichtbar zu machen und zu zelebrieren. Schwarze Menschen leisten damals wie heute wichtige wissenschaftliche, kulturelle oder andere Beiträge, die der Gesellschaft dienen. Natürlich sollte sich die Wertschätzung nicht nur auf den Februar beschränken, sondern das ganze Jahr über geschehen. Solange es allerdings noch nicht Alltag geworden ist, braucht es diesen einen Monat, um sich dem Thema ganz bewusst zu widmen. Die Entstehung des Black History Month ist dem afroamerikanischen Historiker Carter J. Woodson zu verdanken, welcher 1915 mit einer Ausstellung und einem Journal die US-amerikanische Gesellschaft über die Geschichte Schwarzer Menschen zu informieren begann [1]. Das Projekt entwickelte sich weiter, aus der Ausstellung wurde eine Woche, um auf Schwarze Geschichte aufmerksam zu machen und schließlich ein ganzer Monat [2]. Der Februar wurde ausgewählt, weil mit Abraham Lincoln und Frederick Douglass, zwei Personen, die für die Abschaffung der Sklaverei wichtig waren, ihren Geburtstag in diesem haben [3].
Zu diesem Black History Month beteiligt sich der heuler an dem Feiern und Anerkennen immer noch zu häufig übersehener kultureller Errungenschaften Schwarzer Persönlichkeiten mit dieser Spezialausgabe der Rubrik Kultur@home. Im Folgenden werden Bernadine Evaristo sowie Ava DuVernay, ihre Werke und Errungenschaften vorgestellt, um Inspiration und Anhaltspunkte zur Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur Schwarzer Menschen zu liefern.
Die Schriftstellerin Bernardine Evaristo
Die Britin Bernardine Evaristo ist eine außergewöhnliche Frau, die sich bereits ihre komplette Karriere für die Inklusion von Schwarzen Schriftsteller:innen und Künstler:innen einsetzt. Evaristo ist Mitbegründerin des Theatre of Black Women, welches als erstes Theater in Großbritannien ein Ensemble hatte, das sich ausschließlich aus Schwarzen Frauen zusammensetzte. Sie ist nicht nur Mitbegründerin, sondern schrieb und schauspielerte ebenfalls für das Theater. In den Neunzigern arrangierte Evaristo zudem die ersten großen Konferenzen über Schwarzes Theater und Schreiben in Großbritannien. [4]
Als Schriftstellerin fokussiert sie sich in ihren Werken auf Afrikanische Diaspora, was ein Begriff für Menschen afrikanischer Herkunft ist, die außerhalb des Kontinents leben. Seit ihrem Debüt-Gedichtband „Island of Abraham“ (dt.: „Abrahams Insel“) von 1994 veröffentlichte Evaristo neun weitere Bücher in den Genres Fiction, Non-Fiction und Lyrik. Ihr Schreibstil zeichnet sich durch einzigartige temporale, räumliche und stilistische Experimente aus. Ihr Buch „Girl, Woman, Other“ (dt.: „Mädchen, Frau, etc.“) wurde weltweit gewürdigt und ließ Evaristo 2019 als erste Schwarze Frau überhaupt und erster Schwarzer Mensch seit 50 Jahren den Booker Prize gewinnen. Das Buch brachte ihr viele weitere Preis ein, darunter bei den British Book Award’s die Auszeichnungen für Buch und Autorin des Jahres sowie den Indie Book Award für Fiction. „Girl, Woman, Other“ konnte sich für fünf Wochen auf Platz 1 der Sunday Times Taschenbuch-Fiction-Charts halten, was keine Schwarze Frau vor Evaristo vollbracht hat. Ihre Werke haben ihr bisher 76 Auszeichnungen, Nominierungen, Stipendien und Ehrungen eingebracht. Für ihre literarischen Verdienste wurde sie zum MBE und OBE ernannt. Evaristo zeigt großes Engagement beim Bemühen um Inklusion Schwarzer Künstler:innen und Autor:innen, beispielsweise setzt sie sich als Herausgeberin der Reihe „Black Britain: Writing Back“ des Verlags Penguin UK für andere Schwarze Schriftsteller:innen ein, indem vergessene Bücher Schwarzer Menschen erneut veröffentlicht werden. Darüber hinaus unterrichtet sie als Professorin an der Brunel University in London Bachelor- und Masterstudierende sowie Doktorand:innen im kreativen Schreiben. [5] [6][7]
Eine Übersicht Evaristos gesamter Werke findet sich auf ihrer Website.
Die Regisseurin Ava DuVernay
Die US-Amerikanerin Ava DuVernay hat nach dem Studium zuerst im Journalismus und später Werbe- und Marketingbereich für Filme gearbeitet, bevor sie in den Neunzigern die Agentur The DuVernay Agencygegründete, welche sich auf Filmmarketing für afroamerikanisches Publikum fokussiert ist. Sie begann nach der Jahrtausendwende ihre ersten Projekte in Form von Kurz- und Dokumentarfilmen als Regisseurin. Darüber hinaus gründete sie 2011 gemeinsam mit anderen das die Veröffentlichung von Schwarzen Indie-Filmen unterstützende African American Film Festival Releasing Movement. [8] [9]
Ihr Spielfilm „Selma“ (2014) brachte ihr Berühmtheit als erste Schwarze Frau ein, die in der Kategorie Best Director bei den Golden Globes nominiert war. Indem „Selma“ außerdem eine Oscar Nominierung für Best Picture erhielt, war DuVernay ebenfalls die erste Schwarze Regisseurin deren Film dies erreichte. Der Film dreht sich um Dr. Martin Luther King Jr. und die in Alabama Mitte der Sechziger stattfindende Bewegung: die Wahlrechte von Afroamerikaner:innen sicherzustellen. Zuvor gewann DuVernay 2012 als erste Schwarze Frau den Preis für Regie beim Sundance Film Festival. Nach diesen Erfolgen widmete sie sich in einer Dokumentation dem 13. Zusatz der amerikanischen Verfassung. Dieser schaffte zwar de jure die Sklaverei in den USA ab, jedoch mit der Ausnahme verurteilter Verbrecher:innen. Die Netflix-Doku „13th“ liefert einen erschreckenden Einblick in die Entwicklung des amerikanischen Strafrechtssystems, Masseninhaftierungen und welche Rolle Hautfarbe dabei spielt. „13th““ klärt über Ungerechtigkeit und Missstände auf und war ebenfalls für einen Oscar nominiert. Nach diesen Erfolgen bekam DuVernay angeboten die Disney-Adaption des Kinderbuchs „A Wrinkle in Time“ zu übernehmen, wodurch sie zur ersten Schwarzen Frau wurde, die bei einem Live-Action Film mit einem Budget von über 100 Millionen Dollar die Regie führte [10]. 2019 arbeitete DuVernay wieder mit Netflix zusammen und brachte den Fall einer 1989 im Central Park vergewaltigten Joggerin und fünf dafür unschuldig verurteilten latein- und afroamerikanischen Jugendlichen, die als Central Park Five bezeichnet wurden, auf die Leinwand. Die Mini-Serie stellt auf sowohl schockierende als auch berührende Weise die Umstände eines der größten Justizskandale der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten dar und zeigt wie rassistische Vorurteile Leben aus der Bahn werfen. [11] [12]
Neben ihren eigenen Projekten unterstützt sie mit ihrer Filmproduktionsgesellschaft ARRAY die Arbeit anderer Schwarzer Regisseur:innen, vor allem Frauen. ARRAY wurde 2016 von der Fast Company als eine der innovativsten Firmen in Hollywood bezeichnet. [13]
Eine Auflistung aller filmischen Projekte von Ava DuVernay findet sich hier.
[1] ISD. (2024, 30. Januar). Februar ist Black History Month. Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. https://isdonline.de/februar-ist-black-history-month/
[2] Scott, D. M. (2011). Origins of Black History Month. Association for the Study of African American Life ans History. https://asalh.org/about-us/origins-of-black-history-month/
[3] Deutschlandfunk. (2024, 1. Februar). Schwarze Geschichte sichtbar machen. Deutschlandfunk. https://www.deutschlandfunk.de/black-history-month-schwarze-geschichte-sichtbar-machen-100.html
[4] internationales literaturfestival berln. (2022). Bernadine Evaristo. Internationales literaturfestival berlin. https://literaturfestival.com/authors/bernardine-evaristo/
[5] Internationales literaturfestival berlin. (2022).
[6] Ohne Autor:in. (o.J.). Home. Bernardine Evaristo. https://bevaristo.com/
[7] Ohne Autor:in. (o.J.). Professor Bernardine Evaristo. Brunel University London. https://www.brunel.ac.uk/people/bernardine-evaristo
[8] Biography. (2021, 26. Januar). Ava DuVernay Biography. A&E; Television Networks. https://www.biography.com/movies-tv/ava-duvernay
[9] Ohne Autor:in. (o.J.). Ava DuVernay. Moviepilot. https://www.moviepilot.de/people/ava-duvernay
[10] Smith, N. M. (2016, 4. August). Ava DuVernay becomes first woman of color to direct a $100m film. The Guardian. https://www.theguardian.com/film/2016/aug/04/ava-duvernay-woman-of-color-wrinkle-in-time-100-million-film
[11] Time. (o.J.). Ava DuVernay. Time. https://time.com/collection/firsts/4899130/ava-duvernay-firsts/
[12] Biography. (2021, 26. Januar).
[13] Ohne Autor:in. (o.J.). Ava DuVernay. Ridley Scott Associates. https://rsafilms.com/us/directors/ava-duvernay