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von Johannes Krüger. Illustration: Rosa Staiger

Die Umstände sind grade nun mal so, wie sie sind und statt uns der Untätigkeit und Entropie zu ergeben, machen wir das Beste aus der Situation.
Ich persönlich finde die Vorstellung, dass wir in einer Zeit leben, in der innerhalb weniger Wochen annähernd die komplette Lehre unserer Uni ins World Wide Web verlagert werden konnte, wahnsinnig spannend und beinahe futuristisch.
Doch wie immer in der Geschichte scheitern die hehren Ziele nicht an der Technik, sondern am Homo sapiens selbst.
Wir müssen den korrekten Umgang mit den verschiedenen Videokonferenzprogrammen noch etwas üben, Erfahrungen damit sammeln, diese teilen und uns gegenseitig helfen. Als digital natives fällt uns Studierenden die Adaption solcher Programme leichter als vielen unserer Dozentinnen und Professorinnen. Grade diese Lehrpersonen brauchen jetzt unsere Unterstützung, um die digitale Lehre zu erlernen und deren Potenzial auszuschöpfen. Bei technischen Schwierigkeiten gilt es also, erstmal Ruhe zu bewahren, der Lehrperson keinen Druck zu machen und gegeben Falls Hilfe anzubieten – auch wenn es manchmal schwerfällt auszuharren, bis die Lehrkräfte die Technik wieder unter Kontrolle gebracht haben – ihnen geht es mit unserem Nichtbegreifen des Stoffes wohl oft ähnlich.
Doch auch wir Studierenden müssen im Umgang mit der digitalen Lehre einiges neu- oder umlernen. Mir selbst fällt es beispielsweise schwer, bei digitalen Seminaren aufmerksam zu bleiben, wenn die Kameras aller Teilnehmenden ausgeschaltet sind. Das Gefühl, unbeobachtet zu sein, veranlasst mich, eher vom PC aufzustehen und andere Aufgaben „nebenher“ zu erledigen, bis diese den größten Teil meiner Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Andererseits erzählten mir Freundinnen und Mitstudierende, dass sie sich dadurch selbstbewusster fühlen und sich häufiger zu Wort melden, da sie nicht mehr das Gefühl haben, alle Augen seien auf sie gerichtet. Egal, wie Ihr zu diesen Positionen steht: Solltet Ihr Euch unwohl mit der Situation einer bestimmten Lehrveranstaltung fühlen, sprecht Eure Lehrperson darauf an und klärt, was man ändern kann, damit sich alle Teilnehmenden im Rahmen der Möglichkeiten wohl fühlen und optimal der Vermittlung des Inhalts folgen können. Zu allererst würden sich die Seminare wesentlich angenehmer gestalten, wenn grundsätzlich alle, die grade nicht aktiv mitreden, ihre Mikros stummschalten. Es ist schlichtweg anstrengend, sich ständig selbst beim Reden zu hören oder wenn das dumpfe Gebolze der Tastatur in den Ohren dröhnt. Wobei es hier auch schon zu lustigen Begebenheiten kam, wenn beispielsweise Eltern oder Mitbewohnerinnen plötzlich das Zimmer betreten und persönliche Gespräche beginnen oder Kinderstimmen stolz von eben Erlebtem berichten.
Ähnlich verhält es sich mit der Bildübertragung. Eine Freundin berichtete mir, dass sie aus Versehen in den Videochat ihrer Mitbewohnerin reinplatzte – ohne T-Shirt. Vor jeder Bildübertragung prüfe ich penibel genau, was von meinem Zimmer im Hintergrund sichtbar ist. Außerdem habe ich währenddessen immer Schiss, aus Versehen meinen Bildschirm zu teilen und damit Dokumente oder Internetseiten zu zeigen, von denen ich nicht möchte, dass sie gesehen werden. Diese Ängste sind super irrational, aber es ist eben noch eine ungewohnte Situation.
Ich komme nicht umhin, wenn ich über die Möglichkeiten der Videokonferenzen schreibe, auch kurz ein paar Worte über die Funktion der virtuellen Hintergründe zu verlieren. Kurz: Ich lieb’s. Ob es jetzt eine Regenbogenlandschaft mit Einhörnern, eine Bibliothek mit Kaminfeuer wie in einem alten Herrenhaus oder ein Katzenvideo ist. Auch wenn diese Funktion häufig für den einen oder anderen Lacher und einen Gesprächseinstieg sorgt, muss man doch auch immer darauf achten, damit nicht vom Grund des digitalen Treffens abzulenken.
Der Punkt, den ich mit diesem Text versuche klarzumachen, ist, dass die weite Welt der Videokonferenzen für die meisten von uns noch ziemlich neu ist und wir uns alle noch auf die Situation einstellen müssen. Aber, wie es eben auch generell gerade so im Bestreiten des Alltags aussieht, so müssen wir uns auch in dieser Situation zusammennehmen und Rücksicht walten lassen. Helft anderen, die mit der Technik Schwierigkeiten haben und versucht für alle das Beste aus den Begebenheiten zu machen.

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