Gegen Diskriminierung, Intoleranz und Schikane

Stonewall was a riot

Die Entstehungsgeschichte des Christopher Street Days

von Elena Wegener // Grafik von Marie Filipski

Es war in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969, als ein dramatisches Ereignis in New York City zu einem Aufstand gegen Diskriminierung führte und die Grundlage für den modernen Kampf der LGBTIQ*-Community legte.

In einer kleinen Queer-Bar namens „The Stonewall Inn“ in der Christopher Street kam es in der Nacht zu gewaltsamen Übergriffen der Polizei gegen Homo- und Transsexuelle. Zuvor war das „Stonewall Inn“, das von People of Color, Sexarbeiter:innen und Homo- sowie Transsexuellen besucht wurde, schon regelmäßig Schauplatz von demütigenden Polizeirazzia und Diskriminierung gewesen. Aber in dieser Nacht entwickelte sich aus dieser Schikane eine Prügelei zwischen der Polizei und den schwarzen Homo- sowie Transsexuellen. Die daraus resultierenden Straßenschlachten und Massenausschreitungen dauerten mehrere Tage an und führten zu einer landesweiten Bewegung für die Rechte der Homosexuellen. Ein Jahr nach den Aufständen wurde am selben Ort eine Gedenkfeier ausgetragen, die an die Ausschreitungen erinnern sollte.

Wie sah es in Deutschland aus?

Im Jahr 1972 fand die erste größere Schwulen- und Lesbendemonstration in Münster statt. Sie forderten unter anderen die Abschaffung des § 175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte. Zwar wurde er 1969 in der Bundesrepublik entschärft, aber nicht endgültig abgeschafft.

Zehn Jahre nach den Ereignissen im „Stonewall Inn“ fand die erste Pride Parade 1979 in Bremen und Berlin statt. Auch wenn es sich dabei um ein öffentliches Gedenken handelte, ging es vielmehr um die Sichtbarkeit und die Aufforderung an die LGBTIQ*-Community zu ihrer Sexualität zu stehen und stolz zu sein.

In den folgenden Jahrzehnten vergrößerte sich die Teilnahmezahl der Pride Days, die im deutschsprachigen Raum als Christopher Street Days, kurz CSD, bekannt sind. Die politischen Emanzipationsgruppen stellten weiterhin Forderungen, kämpften für ihre Rechte und aus der homo- und transsexuellen Subkultur wurde eine Community.

Seit 1969 ist viel geschehen.

Die Christopher Street Days, die in über 50 Städten deutschlandweit stattfinden, bestehen nicht mehr nur aus den Demonstrationen. Oftmals werden sie mit vorangehenden Kulturwochen verbunden, in der Organisationen und Vereine für die Aufklärung der Gesellschaft und für mehr Toleranz und Akzeptanz werben. Die Paraden fallen auf – sie sind farbenfroh, laut und schrill, ganz nach dem Motto der Sichtbarkeit. Auf den Umzugswägen, die durch die Stadt mit zahlreichen Fußgruppen ziehen, wird laut Musik gespielt und die Menschen tanzen ausgelassen. Es ist das größte Event der LGBTIQ*-Community des Jahres.

Doch wird der CSD seit den 90ern auch innerhalb der Community kritisiert. Denn die Kommerzialisierung bleibt auch hier nicht aus und es wirkt für manche eher wie ein vermarkteter Karneval für die Massen anstatt einer Protestbewegung, die für die Rechte einer Minderheit kämpft.

Die Christopher Street Days bleiben aber weiterhin ein politisches Statement. Auch wenn schon viel erreicht wurde wie die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen oder die Abschaffung des § 175, sind die geltenden Regelungen zum Schutz und zur Anerkennung ungenügend und das muss sich ändern!

Trotz Kritik und Vorwürfen sollte nicht vergessen werden, dass knapp eine Million Menschen an den deutschen Christopher Street Days teilnehmen und somit für mehr Sichtbarkeit und Toleranz sorgen. Dieses mutige Engagement der queeren und/oder unterstützenden Community sollten Menschen feiern.

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