Kommentar

Von 22 zu 16

zum Artikel: Von 22 auf 16 – Von der Rückentwicklung zum „Kind sein“

von Annabell Kretschmer // Illustration von Rosa Staiger

Der Umzug und der Aufbruch zum Studium in eine neue Stadt war auch für mich eine große Sache und da kann ich die Gedanken der Autorin vollkommen nachvollziehen. Ich muss gestehen, dass ich bereits Übung im Thema Haushalt hatte. Aufgrund meiner Familienkonstellation blieb ich vor allem in den Ferien öfters alleine in unserer Wohnung und war für mich zuständig. Auch das Thema Wäsche waschen war für mich keine Schwierigkeit. Trotzdem weiß ich „Hotel Mama“ oder in meinem Fall mehr „Hotel Papa“ zu schätzen. Da mein Vater seit Längerem als Frührentner den Haushalt für sich und seine Partnerin schmeißt, sage ich auch zu einem Frühstück ans Bett nicht nein.

Doch auch ich teile das Gefühl, zurück in meine Kindheit katapultiert zu werden, wenn ich durch die Haustür bei meiner Mutter gehe. Sei es der Geruch des Flures oder das viel zu enge Zimmer, in dem sich keine zwei Menschen zeitgleich aufhalten können. Es gibt mir ein unbeschreibliches Gefühl. Jedoch scheine ich damit nicht mehr klarzukommen. Ich komme mir vor wie eine Besucherin in meinem eigenen Zuhause, obwohl sich nichts verändert hat. Anstatt den ganzen Tag in meinem Zimmer zu hocken wie früher, sitze ich nun im Wohnzimmer. Mein Bett ist mir ungewohnt und fremd geworden.

Als ich das letzte Mal in der Heimat war, teilte ich diese Beobachtung mit meiner besten Freundin aus der Schulzeit. Sie wohnt immer noch bei ihren Eltern und missverstand mich jedoch in diesem Moment.

Was ich damit sagen will: Leider fühlt es sich nicht mehr so sehr nach Zuhause an wie hier in Rostock.

Das war für mich auch der Grund, warum ich darauf bestand, den ersten Lockdown in Rostock zu verbringen. Anfang März war ich noch bei meiner Familie zu Besuch und als in Deutschland jegliche Großveranstaltungen abgesagt wurden, saß ich auf der Couch bei meiner Mutter und sagte, dass ich wieder zurückfahren möchte. Zu gerne hätte ich in diesem Moment ihre Gedanken erfahren. Denn viele meiner Freunde zogen in der Zeit wieder bei ihren Eltern ein und ich wollte nicht bei ihr bleiben, da ich mein neues Zuhause so sehr vermisste.

Dennoch schätze ich den Ort, an dem ich aufgewachsen bin und kann mir auf der Zugfahrt es nicht verkneifen Hello Hometown von Bosse zu hören. Meine Erinnerungen an meine Kindheit sind immer noch sehr lebendig in meinem Kopf. Aber die Erinnerungen, die ich jetzt mit meinen Freunden schaffe, werden hoffentlich ebenfalls unvergessen bleiben.

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