Jeans: Die dunkle Seite eines Modeklassikers

von Joanna Fackendahl // Illustration von Lara Kaminski

Die Jeans gehört zu den beliebtesten Kleidungsstücken weltweit. Ob Skinny, Mom Jeans oder klassischer Straight Cut – kaum ein Kleidungsstück ist so universell und zeitlos. Ursprünglich als robuste Arbeitskleidung für Goldgräber:innen und Fabrikarbeiter:innen im 19. Jahrhundert entwickelt, wurde sie zum Symbol für Rebellion und Jugendkultur. In den 1950er-Jahren trugen Stars wie James Dean Jeans als Ausdruck von Coolness und Nonkonformismus. In den 1970er- und 1980er-Jahren eroberte die Jeans endgültig den Mainstream und wurde zum Modeartikel für alle Gesellschaftsschichten.

Heute steht die Jeans für Vielseitigkeit und Individualität. Sie ist sowohl in der Business-Welt als auch in der Freizeitmode angekommen und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch während sie einst ein Zeichen für Widerstand war, ist sie mittlerweile zum Massenprodukt geworden – mit allen damit verbundenen sozialen und ökologischen Herausforderungen.

Der Weg einer Jeans: Ein langer und ressourcenintensiver Prozess

Der erste Schritt der Produktion beginnt auf Baumwollfeldern, die sich vor allem in den USA, China, Indien oder Pakistan befinden. Baumwolle ist eine wasserintensive Pflanze: Für ein einziges Kilogramm Baumwolle werden bis zu 11.000 Liter Wasser benötigt 1 und etwa bis zu 8.000 Litern Wasser pro Jeans 2 – eine enorme Zahl. Zum Vergleich: Ein Haushalt einer Person verbraucht durchschnittlich rund 45.000 Liter Wasser im Jahr 3. Zudem werden beim Anbau häufig Pestizide und Insektizide eingesetzt, die sowohl für Arbeiter:innen als auch für die Umwelt schädlich sind.

Nach der Ernte wird die Baumwolle zu Garn verarbeitet, gefärbt und gewebt. Eine Jeans erhält ihre typische blaue Farbe durch Indigo-Farbstoffe, die oft synthetisch hergestellt und in großen Mengen verwendet werden. Viele Färbeprozesse hinterlassen giftige Rückstände, die in Flüsse und Böden gelangen. In Ländern mit schwachen Umweltauflagen führt dies oft zu gravierenden Verschmutzungen von Trinkwasserquellen.

Die Weiterverarbeitung der Jeans, einschließlich des Zuschnitts, Nähens und Waschens, geschieht häufig in Ländern wie Bangladesch, Vietnam oder China. Besonders problematisch ist das sogenannte Sandstrahlen oder Stonewashing, das der Jeans den beliebten „Used Look“ verleiht. Arbeiter:innen in entsprechenden Fabriken sind oft gefährlichem Staub ausgesetzt, der schwere Lungenerkrankungen verursachen kann. Dazu kommt, dass die Arbeitsbedingungen in vielen Textilfabriken prekär sind: Lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne und unsichere Arbeitsverhältnisse sind keine Seltenheit.

Umweltprobleme: Wasserverbrauch, Chemikalien und Müll

Neben dem immensen Wasserverbrauch verursacht die Jeansproduktion eine beträchtliche Menge an CO2-Emissionen. Schätzungen zufolge verursacht die Herstellung einer einzelnen Jeans etwa 30 Kilogramm CO2 [2] – von der Baumwollproduktion bis zum Transport in den Handel. Also etwa so viel, wie eine 150 Kilometer lange fahrt mit einem Benziner.

Ein weiteres Problem ist die Entsorgung: Viele Jeans enthalten neben Baumwolle auch synthetische Fasern wie Elastan oder Polyester, die biologisch nicht abbaubar sind. Zudem führt der Trend zur Fast Fashion dazu, dass Kleidungsstücke immer kürzer getragen und schneller entsorgt werden. Second-Hand-Läden und Recycling-Initiativen versuchen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, aber der Großteil alter Jeans landet dennoch auf Mülldeponien oder wird verbrannt.

Bewusster konsumieren

Die Jeans bleibt ein ikonisches Kleidungsstück, aber ihr Produktionsprozess hat Schattenseiten, die wir nicht ignorieren sollten. Nachhaltige Alternativen wie Bio-Baumwolle, Recycling-Jeans oder Second-Hand-Käufe sind Möglichkeiten, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Wer sich bewusst macht, welchen Weg eine Jeans zurücklegt, kann informierte und bewusste Entscheidungen treffen und Mode mit einem besseren Gewissen genießen.

3 https://www.co2online.de/energie-sparen/wasser-sparen/wasserverbrauch/wasserverbrauch-singlehaushalt/

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