von Ayleen Rauschenbach // Illustration von Josephin Bauer
Triggerwarnung: Dieser Text enthält Sucht und Alkoholismus
Am Wochenende ein Glas Wein zum Essen, am Abend im Club feiern gehen und dort Mischgetränke oder Shots kippen, oder sich ganz gemütlich ein Bier zum Feierabend genehmigen. Alkohol ist in unserem Alltag schon so integriert, dass wir unseren Konsum unbewusst gar nicht mehr wahrnehmen. In der Werbung wird damit geworben, sich den nächsten Sechser Bier zu holen und wenn man auf Partys geht und nichts trinkt, wird man oft als „uncool“ abgestempelt. Alkohol wird als nahezu normales Getränk in unserer Gesellschaft dargestellt, dabei vergessen die meisten, was es eigentlich wirklich ist:
Eine Droge.
Zigaretten, Marihuana, Ecstasy – vor denen wird gewarnt, vor ihren potenziellen Suchtfaktoren und Schädigungen im Körper, aber an Alkohol wird meist nicht gedacht. Dabei gelten 1,6 Millionen Menschen als alkoholabhängig und rund 2,8 Millionen Menschen sterben weltweit jährlich am Alkoholkonsum. [1]
2016 starben rund 62.000 davon in Deutschland.
Gründe dafür waren unter anderem: „Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebserkrankungen, weitere Erkrankungen innerer Organe, Diabetes, Erkrankungen der Atemwege, Krankheiten des Zentralnervensystems, psychiatrische Erkrankungen, Todesursachen durch Gewalt“ – alle waren alkoholbedingte Todesursachen. Die WHO bezeichnete sie sogar als einen von sieben Risikofaktoren für Mortalität. [2]
Alkohol ist gefährlich. Viele Menschen sterben jährlich, weil sie betrunken Auto fahren und so eine Gefahr für sich und andere Mitmenschen sind. Daher sollte die Droge in Maßen konsumiert werden. Es wird vor Rauschtrinken gewarnt. Und wie heißt es so schön? Kenn dein Limit!
Forscher:innen und Wissenschaftler:innen sagen, dass 100 Gramm Alkohol (Bier oder Wein) pro Woche als noch nicht schädlich eingestuft werden. Dies bedeutet aber trotzdem nicht, dass es risikofrei ist, jede Woche einen Liter Alkohol zu trinken. Das hängt jedoch immer von verschiedenen Faktoren ab; der Alkoholart, der eigene Gesundheitszustand, Suchtfaktoren, andere Drogen/Medikamenteneinnahme etc., denn selbst mit 100 Gramm pro Woche kann die Lebenserwartung trotzdem verringert werden.
Alkohol kann nämlich auch psychische und physische Gesundheitsbeschwerden hinterlassen, er kann zu Alkoholvergiftungen, Demenz oder Krebs führen. Auch bekommen viele Menschen durch regelmäßiges Konsumieren Depressionen und Angststörungen. [3]
Wer weniger konsumieren, aber nicht auf den Geschmack von Bier verzichten will, kann auf viele Alternativen wie alkoholfreies Bier zurückgreifen, und für Suchterkrankungen gibt es Anlaufstellen, die Hilfe anbieten.
Aber was macht Alkohol eigentlich so besonders?
Alkohol zu trinken, ist für viele ein Genuss pur. Sei es der Geschmack, der gerade durch das richtige Essen oder das Umfeld verstärkt werden kann, oder einfach den Realitätsverlust, den man dadurch bekommt, wenn zu viel getrunken wird. Gerade durch sehr viel Stress im Alltag oder anderen Problemen greifen die Menschen öfter zu einem Glas oder einer Flasche, um wenigstens dem Moment zu entfliehen und kurz abzuschalten. Viele sehen es aber auch als einen gesellschaftlichen Grund, um dazuzugehören und strukturelle Bedingungen aufrechtzuerhalten. Auf Partys macht es unter anderem Spaß, mit mehreren Menschen einen Shot zu trinken, damit die Stimmung aufgeheitert wird. Denn Alkohol kann angespannte Situationen lockern oder Menschen die Hemmungen nehmen, wenn sie vor angstflößenden Situationen stehen.
Dennoch darf nicht vergessen werden, dass Alkohol verschiedene Emotionen in Menschen auslösen kann. Manche Personen werden emotional, andere aufgeregt, wiederum andere werden wütend und können aggressiv werden. [4]
Es gibt viele verschiedene Gründe, warum die Menschen Alkohol konsumieren, dabei darf nur nicht vergessen werden, dass Alkohol einer der größten Suchtfaktoren ist. Obwohl man die Konsequenzen vorher nicht unbedingt abschätzen kann, könnte es schnell unangenehme und tödliche Folgen mit sich tragen. Es wird geraten, seinen Alkoholkonsum kritisch zu hinterfragen, denn die Konsumierungsmotive sind sehr weitreichend.
In Zeit Online berichtet eine 33-Jährige, dass sie vor zehn Jahren anfing, eine Sucht zu entwickeln. Schon morgens fing sie an, eine Flasche Weißwein zu trinken und abends nach dem Feierabend war die Flasche Wodka dran. Bemerken tat aber niemand etwas. Je häufiger sie trank, desto stärker wurde ihr Verlangen. Mit der Sucht kamen die Entzugserscheinungen, falls sie mal keinen Alkohol im Blut hatte. Die zeigten sich durch das Zittern ihrer Hände und ihres Mundwinkels, aber auch durch Scham, dass sie die Symptome versuchte zu verstecken. Um dagegenzuwirken, trank sie noch mehr Alkohol.
Die ersten Kontakte mit Alkohol fingen während ihres Studiums auf Partys an [5]. Dort beginnt es für viele junge Leute. Sei es in der Orientierungsphase der Erstsemester oder auf den späteren Semesterpartys. Studierende trinken viel mehr als der Durchschnitt. Weshalb Psycholog:innen davor warnen, dass aus dem Gelegenheitstrinken kein Extremtrinken wird. [6]
Ist es also wirklich so „uncool“, nicht zu trinken?
Ich persönlich denke: Die Antwort lautet: Nein. Es ist vollkommen in Ordnung nichts zu trinken, sich nicht vom Gruppenzwang leiten zu lassen und „Nein!“ zu sagen. Denn es geht um deine Gesundheit, deine Sicherheit und dein Wohlergehen. Solange man selbst nicht süchtig ist, keine Krankheiten hat, Medikamente einnimmt oder ein Alkoholproblem hat, ist es völlig in Ordnung, etwas Alkoholhaltiges zu trinken. Es ist aber wichtig, das Risiko und sein Limit zu kennen und niemanden oder sich selbst damit in Gefahr zu bringen.
Hilfe/Suchtberatungsstellen findest du unter:
Deutschland: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Tel.: 0221 892031 oder online unter: www.kenn-dein-limit.de/alkoholberatung/
Rostock: Suchtberatungs- und Behandlungsstelle der Volkssolidarität Rostock-Stadt e.V.:
Tel.: 0381 4923441
[1] Kenn dein Limit: Alkohol tötet alle 12 Sekunden einen Menschen (https://www.kenn-dein-limit.de/fakten-ueber-alkohol/weltdrogentag/) [Zugriff: 23.08.2023]
[2] DHS: Alkohol – Zahlen, Daten, Fakten (https://www.dhs.de/suechte/alkohol/zahlen-daten-fakten🙂 [Zugriff: 23.08.2023]
[3] Gesundheitsinformation: Alkohol (https://www.gesundheitsinformation.de/ab-wann-ist-alkohol-schaedlich.html) [Zugriff 03.09.2023]
[4] Ärzte Zeitung: Genuss oder Alptraum. Unterschiedliche Alkoholika = verschiedene Emotionen (https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Unterschiedliche-Alkoholika-verschiedene-Emotionen-298194.html) [Zugriff: 30.08.2023]
[5] Zeit Online: Alkoholsucht (https://www.zeit.de/arbeit/2019-04/alkoholsucht-abhaengigkeit-arbeitsplatz- verheimlichung-suchterkrankung) [Zugriff: 05.09.2023]
[6] Zeit Online: Jeder fünfte Student trinkt riskante Mengen Alkohol (https://www.zeit.de/studium/uni-leben/2012-07/studie-alkohol-studenten) [Zugriff: 05.09.2023]
Dieser Beitrag erinnert uns daran, dass Alkohol eine Droge ist und nicht als ein harmloses Getränk betrachtet werden sollte. Es ist wahr, dass Alkohol eine soziale Funktion hat und oft als Mittel zur Entspannung oder zum Feiern dient. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Alkohol erhebliche gesundheitliche und soziale Risiken birgt. Es ist wichtig, sein eigenes Verhalten zu reflektieren und sich bewusst zu sein, wie Alkohol auf uns wirkt.
Die persönliche Geschichte in diesem Beitrag unterstreicht die Gefahren des Alkoholkonsums, insbesondere im Kontext von Studierenden und jungen Erwachsenen. Es ist definitiv nicht „uncool“, nicht zu trinken. Die Droge Alkohol ist omnipräsent. Sie sucht ihn täglich zu verführen – aber man muss stark sein und stark bleiben. Jeder sollte seine eigenen Entscheidungen treffen und sich nicht vom Gruppenzwang leiten lassen. Es geht um die eigene Gesundheit und Sicherheit, und wir sollten unser Risiko und unsere Grenzen gut kennen. Danke für die Erinnerung an die Bedeutung eines bewussten und verantwortungsvollen Umgangs mit Alkohol.