Auf der Suche nach der Wahrheit

Auf der Suche nach der Wahrheit

Von David Wolf // Grafik von Josephin Bauer

Welche Aussagen, Geschichten oder Bilder kommen dir in den Sinn, wenn du an Fake News denkst? In meinem Kopf taucht sofort die Erinnerung an Donald Trump auf, der den Fragen eines CNN-Reporters ausweicht und ihm die Worte „You’re fake news“[1] entgegenwirft. Für die Zeit-Journalistin Karoline Kuhla sind Fake News „im Stil an echte Nachrichten angelehnte, gezielt in die Welt gesetzte Unwahrheiten, die sich meist über soziale Medien verbreiten.“[2] Was Kuhla in ihrer Definition hervorhebt, ist die Verbreitung von Fake News über soziale Medien. Doch schon bevor Instagram, Twitter und Facebook auf der Bildfläche erschienen sind, gab es solche „gezielt in die Welt gesetzten Unwahrheiten“.

Eine besonders verheerende Fake News wurde vom ehemaligen US-Außenminister Colin Powell in die Welt gesetzt. Dieser behauptete im Februar 2003, die USA hätte eindeutige Beweise für Massenvernichtungswaffen im Besitz der irakischen Regierung. Powell zeigte ein Röhrchen mit einem weißen Pulver in die Kamera und behauptete, in diesem befände sich ein gezüchteter Krankheitserreger. Der Vorwurf an den irakischen Präsidenten Saddam Hussein lautete, er habe den Krankheitserreger genutzt, um biologische Waffen herzustellen. Weiterhin zeigte Powell Satellitenbilder von angeblichen Waffenlagern und spielte Tonbandaufnahmen vor, auf denen die Vorhaben der irakischen Regierung aufgezeichnet seien. Diese Vorwürfe dienten der USA letztendlich als Grund, um den Irak Krieg gegen den islamistischen Terrorismus zu führen. Massenvernichtungswaffen wurden jedoch nicht gefunden. Powell bezeichnete diese Fake News später als Schandfleck in seiner Karriere.[3]

Seit diesem Vorfall sind beinahe 20 Jahre vergangen, in denen sich die Medienlandschaft grundlegend verändert hat. Die sozialen Medien sind zu einem Ort geworden, an dem sich viele Menschen über die aktuellen Nachrichten informieren. Auf den ersten Blick scheint das gar kein Problem zu sein, da die meisten Medieninstitutionen ihre Präsenz längst auf Twitter, Instagram und Co. ausgeweitet haben. Die Gefahr liegt jedoch in den nicht-journalistischen Angeboten. Laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Medienforschung konsumieren 58% der jugendlichen im Alter von 14-17 mehrmals pro Woche nicht-journalistische Angebote.[4] Solche Informationsangebote sind häufig nicht seriös. Sie sind schlecht recherchiert, vereinfacht oder schlichtweg gelogen. Eine Fake News in die Welt zu setzten, ist nicht besonders schwer. Ein Twitter Account ist schnell erstellt und auf Internetseiten wie 24aktuelles.com kann die eigene Meldung so aufbereitet werden, als käme sie direkt von der Tagesschau. „Der Papst unterstützt Präsidentschaftskandidat Donald Trump“, „Merkel hofft auf 12 Millionen Einwanderer“ oder „Legendärer Schauspieler Morgan Freeman ist tot“. All diese Schlagzeilen wurden über soziale Medien verbreitet.[5]

Mit dem Voranschreiten der Technologien wird es jedoch immer, schwieriger Fake News zu erkennen. Das zeigt sich vor allem durch die Entwicklung von Deepfakes. Eine Technologie, die früher so viel Geld kostete, dass es sich nur große Filmstudios leisten konnten, sie zu nutzen, ist heute einfach online zu finden. Deepfakes sind manipulierte Bilder, Videos oder Tonaufnahmen. Eines der wohl bekanntesten Videos zeigt Barack Obama, der Donald Trump als einen Vollidioten bezeichnet.[6] Ein Deepfake zu erstellen, benötigt lediglich ein Endgerät mit einer guten Grafikkarte und etwas Zeit. Ein paar Minuten Videomaterial reichen aus, um die künstliche Intelligenz berechnen zu lassen, wie mein Gesicht auf dem Körper von Elon Musk aussehen würde.

Im Endeffekt sind Medienkonsument:innen auf sich allein gestellt, jede Nachricht zu verstehen, einzuordnen und zu hinterfragen. Wie ausgeprägt eben diese Fähigkeit ist, beschreibt die Medienkompetenz. Laut einer Studie der Stiftung Neue Verantwortung hielten 56% der Befragten ein Advertorial mit Werbekennzeichnung fälschlicherweise für eine Information. Bei einem Test, der die digitale Nachrichten- und Informationskompetenz ermitteln sollte, erhielten nur 22% der Befragten einen hohen oder sehr hohen Kompetenzwert.[7] Auch das Leibnitz Institut für Medienforschung kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Durch alle Altersgruppen hinweg, wird eine volle Punktzahl nur von knapp 13,5% der Befragten erreicht. Dabei schneiden jüngere Befragte am besten ab. Es fällt jedoch auf, dass es vor allem innerhalb der Altersgruppen große Unterschiede hinsichtlich der Bildung gibt. Befragte mit einem geringen Bildungsstand schneiden tendenziell schlechter ab.[8]

Quellen:

[1] Donald Trump shuts down CNN reporter: „You’re fake news“; Youtube

[2] Carlsen Klartext: Fake News, Karoline Kuhla

[3] Die dreistesten Fake News der Geschichte, ZDF

[4] Haupterkenntnisse aus der #UseTheNews-Studie
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut
Hamburg, 28.04.2021

[5] Die erfolgreichsten Fake News: Wir zeigen Ihnen was hinter den bekanntesten Falschnachrichten steckt, Südkurier

[6] You Won’t Believe What Obama Says In This Video!; Youtube

[7] „Quelle: Internet“? Digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung im Test, Stiftung Neue Verantwortung

[8] #USETHENEWS Studie zur Nachrichtenkompetenz
Jugendlicher und junger Erwachsener
in der digitalen Medienwelt, Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert